LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen

Wenig glaubhaftes Entsetzen

betr.: „Kanzlerin, bitte kommen“, taz vom 25. 8. 15

Wie glaubhaft kann die Betroffenheit, das Entsetzen und der Aktionismus von Politikern angesichts von Heidenau sein, wo dieselben Politiker seit Jahren zum Asylthema kaum anderes beizutragen und den Bürgern zu vermitteln haben, dass Deutschland das meiste leiste, es an den Grenzen sei, das Wichtigste sei, Flüchtlinge fernzuhalten, Anträge schnellst zu bearbeiten, abzuschieben, weil die meisten wohl Wirtschaftsflüchtlinge sein sollen. Lange war von besorgten Bürgern die Rede, was nun eher schwerlich erkennbar ist. Selbst jetzt meint Minister Gabriel, man müsse den Menschen ihre Ängste nehmen. Es sind nur die Ängste, die ihnen die Politik seit Jahren nicht nimmt und eher verstärkt. ROLAND WINKLER, Aue

Kein Vorbild

betr.: „Vorreiter Afrika“, taz vom 24.8.15

In seinem Beitrag schildert Dominic Johnson ausführlich, wie internationale Hilfsorganisationen auf der Basis der Genfer Menschenrechtskonvention in Afrika höchst effizient Flüchtlingshilfe geleistet haben, vor allem nach den Ereignissen in Ruanda im Jahr 1994.

In Afrika seien Flüchtlinge, sofern sie im UN-System landen, bevorzugt geschützte Gemeinschaften.

Daraus jedoch zu folgern, „Afrika“ sei im Umgang mit Flüchtlingen Vorreiter, von dem Deutschland lernen könne, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Was hat die Tatsache, dass das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR in Afrika Positives leistet, mit „Afrika“ zu tun?

„Afrika“ produziert schließlich nach wie vor Tausende von Flüchtlingen, von denen viele bei uns landen, zum Beispiel aus Eritrea.

BRIGITTE REINHARDT,

Bad Honnef

Überfordert

betr.:„De Maizière hart an der Grenze“, taz vom 21. 8. 15

Schon als Verteidigungsminister war De Maiziere „hart an der Grenze“! Zum „Grenzübertritt“ hätte er das gediegene Alter. Seine hugenottischen Vorfahren haben (1685) in Deutschland Asyl bekommen. Ob ihnen das Taschengeld gekürzt wurde, ist nicht überliefert. Damals gab es strenge Grenzkontrollen, kein freies Europa. Nach den missglückten Waffenkäufen für die Bundeswehr dilettiert der Minister des Inneren mit – zugegeben massiven – Flüchtlingsfragen. Andererseits ist der Innenminister auch für den Verfassungsschutz zuständig. Obwohl er vom vorgeblichen Landesverrat zweier Journalisten informiert gewesen war, hat er geschwiegen; denn er hat nicht erkannt, dass Landesverrat anders aussieht. Der Bundespräsident sollte ihn in Pension schicken. Und de Maizière könnte wie sein hugenottischer Vorfahre Fontane in der Mark Brandenburg wandern. PETER FINCKH, Ulm

Wohin mit all den Menschen?

betr.: „107 Einwohner, 1 Flüchtling“, taz vom 19. 8. 15

Natürlich können wir uns 1 Migranten auf 107 Bundesbürger leisten. Aber das Leistenkönnen bezieht sich auf die Zahlen diesen Jahres. Nur tun uns die Migranten nicht den Gefallen und bleiben ab nächstem Jahr zu Hause. Die Zahl der Flüchtenden wird sich aufgrund des Wohlstandsgefälles weiterhin Jahr um Jahr erhöhen. Wohin also auf längere Sicht mit all diesen Menschen? Wir können Unterkünfte nicht einfach verdoppeln. Eine rasant steigende Zahl oftmals junger Menschen wird keine Arbeit finden, nicht befriedigend untergebracht sein und von unserer Konsumgesellschaft über die Werbung zu Konsum aufgefordert, ohne das nötige Geld dafür zu haben. Ein Prekariat, das exponentiell wächst und massive soziale Probleme durch Unzufriedenheit generieren wird. WOLF BROCKHAUSEN, Bochum