5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben

Lektionen

1. Merkel kann unbeliebt sein

Die Bundeskanzlerin hat lange gezögert, ins Städtchen Heidenau zu fahren, das weltweit Bekanntheit erlangte, weil Rechtsextreme dort gegen neu ankommende Flüchtlinge anschreien und randalieren. Angela Merkel, die ja erstaunlich beliebt ist im Land, ahnte womöglich, dass sie in Sachsen anders empfangen wird. Mit Buhrufen und Schimpfwörtern nämlich, „Volksverräterin“ war dann am Mittwoch noch eines der netteren. Es gebe keine Toleranz für Fremdenfeinde, sagte Merkel und dankte allen, „die vor Ort Hass ertragen“. Die Pöbler ignorierte sie und fuhr weiter zum nächsten Termin, einer Betriebseinweihung.

2. Das „Pack“ kann schreiben

Vor Merkel war bereits Vizekanzler Sigmar Gabriel in Heidenau. Und er fand deutliche Worte über die lautstarken Rassisten, die gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen. „Das ist Pack“, sagte der SPD-Vorsitzende – die Antwort folgte prompt. Allein in den 24 Stunden danach gingen Hunderte Hassmails und -anrufe in der SPD-Parteizentrale ein.

3. Til Schweiger ist nicht allein

Wie der Schauspieler Til Schweiger heißen immer mehr Prominente Flüchtlinge willkommen. Die wohl eindrücklichste Botschaft gaben die TV-Blödler Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf ab. Voller Ernst wenden sie sich in einem Video an die „Ich bin zwar kein Nazi, aber“-Idioten. Ihre Botschaft pro Flüchtlinge sei wichtiger als die Zahl ihrer Fans, betonen sie: „Denn keine Fernsehquote, kein Shitstorm kann jemals so schlimm sein wie der Applaus von Leuten, die auch dann klatschen, wenn ein Flüchtlingsboot mit 800 Menschen im Mittelmeer versinkt.“

4. Dunkeldeutschland ist ­zurück

Als der Begriff „Dunkeldeutschland“ Anfang der 90er Jahre aufkam, war seine Bedeutung eher technisch: In Gebiet der ehemaligen DDR war es nachts dunkler, weil es weniger Straßenlaterne gab und weniger Leuchtreklamen. Schnell wurde er negativ politisch aufgeladen. Das düstere Ostdeutschland, 1994 war „Dunkeldeutschland“ deshalb Kandidat für das „Unwort des Jahres“. Als Bundespräsident Joachim Gauck in dieser Woche eine Berliner Flüchtlingsunterkunft besuchte, stellte er das „helle Deutschland“ voller Willkommenskultur dem „Dunkeldeutschland“ mit gelebtem Fremdenhass gegenüber. Wobei das „Dunkeldeutschland“ von heute geographisch nicht so leicht zu verorten ist.

5. Kommerz ist nicht alles

Der Umgang mit Flüchtlingen lässt auch Unternehmen nicht kalt. Langenscheidt etwa verzichtet auf zahlende Benutzer und stellt sein Onlinewörterbuch Deutsch–Arabisch/Arabisch–Deutsch seit dieser Woche kostenlos zur Verfügung. Für die Flüchtlinge – und die Deutschen. Sebastian Erb