Einblick (585)

Stine Marie Jacobsen, Künstlerin

Foto: privat

Taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

SMJ: Die Tino-Sehgal-Ausstellung im Martin Gropius Bau. Besonders hat mich der dunkle Raum „aufgeregt“, weil mir da ein Typ ins Ohr geflüstert hat: „Hey little puppy, do you like to yank it?“ Aber auch, weil die Ausstellung den Fokus auf Sozialität, Gerüchte, Schöpfungsmythen und Machtstrukturen setzt und sich mit einem nichtobjektbasierten Zugang beschäftigt.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

Der letzte Klub, in dem ich war, heißt „RCI – Refugee Club Impulse“. Es ist ein selbst organisierter Klub von Flüchtlingen und einer der besten in Berlin.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?

Gerade lese ich „Speaking into the Air – a history of the idea of communication“, ein unglaublich wichtiges Buch für jeden, der sich für Kommunikation interessiert.

Was ist dein/Ihr nächstes Projekt?

Bis Oktober mache ich eine Residency für Ausbildungsinnovation bei Node Curatorial Studies und fundraise, um mein Anti­gewaltfilm- und Gesprächsprojekt „Direct Approach“ nach Kolumbien und in den Libanon zu bringen. Außerdem arbeite ich zurzeit an einem Remake der belgischen Filmsatire „Mann beißt Hund“. In der Originalversion folgt ein Kamerateam einem Serienmörder, um dessen Methoden zu dokumentieren, beteiligt sich dann aber an den Gräueltaten und wird auch zu Tätern. Mein Remake ist frei von Charakteren. Der Film wird vollständig durch Geräusche, Ton und Kamerabewegungen rekonstruiert. Ansonsten organisiere ich mit Jugendlichen Gerichtsverfahren, bei denen sie ihre Rechte im privaten und öffentlichen Raum diskutieren und reflektieren. Und am 10. September kommt mein Grammatikbuch „German for Artists“ bei Broken Dimanche Press heraus.

Zur Person

Stine Marie Jacobsen,1977 in Sønderborg geboren, studierte an der Kunstakademie in Kopenhagen und am CalArts in Los Angeles. Ihre Kunst, die u. a. Performance, Video und Text umfasst, beschäftigt sich oft mit Zusammenhängen von Film, Sprache, Geschlecht und Gewalt. Nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne erscheint demnächst ihr Buch „German for Artists“, zu kaufen unter www.brokendimanche.eu.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude?

Ritterlichkeit und wenn Menschen sich ohne Grund helfen.