Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die Sehnsucht. Ist ein gewichtiges Pfund im deutschen Liedgut, von dem es auch am Verkaufstresen von Mariahilff ein bisserl mehr sein darf, also Sentimentalitäten und ein an Mandolinen geschrabbelter Beat, was alles in einem theatralischen Überschwang vorgetragen wird und mit so viel Pathos, dass es sich selbst gar nicht mehr aushält und an sich zerbricht. Was damit einem umso mehr ans Herz greift, kalt und heiß, in einer fiebrig schwitzenden Wahrheit. So was würde sich ein Roland Kaiser jedenfalls nie trauen, aber bei Mariahilff singt und spielt mit Lars Rudolph ja auch einer, der früher mit Ich schwitze nie die „Capri Fischer“ und freizügigen Impronoise zusammendenken konnte. Sein neues Projekt spielt am Samstag im Ausland. Das ist natürlich heftigst romantisch, auch wenn man sich das bei Mariahilff gern mit so ins Feld geführten Aushilfsadjektiven wie „schräg“, „amüsant“ und „ironisch“ ein wenig vom Leibe halten will. Und das, romantisch, sind Die Goldenen Zitronen nicht. Höchstens ihrer beständig querulantischen Haltung nach. Sind ja überhaupt die Band des Vertrauens mit der Lizenz zu nerven, was die Zitronen auch tun, mit Leidenschaft und immer weiteren musikalischen Störmanövern. Mittlerweile manchmal sogar mit stumpfem Krautrocktrommeln (meine Güte, wie lang ist ihre Funpunk-Zeit eigentlich schon her?). Am Mittwoch spielen die Zitronen im Festsaal Kreuzberg. Abseits des deutschen Liedguts: Ganz weit weg, Masami Akita alias Merzbow. Kein Pop. Nur noch Krach, splitternder Lärm, kosmische Implosionen. Und damit schon auch Rock ’n’ Roll und vielleicht Kunst. File under Japannoise /Meditationsmusik/Zen. Am Montag im HAU 2. Und der Rock, mit der Gitarre als Monstranz: The Godfathers aus London, haben sich wieder zusammengerauft und spielen am Dienstag im Bang Bang Club.

■ Mariahilff: Ausland, Sa., 21 Uhr. 8 €

■ Merzbow: HAU 2, Mo., 20 Uhr. 15/10 €

■ The Godfathers: Bang Bang Club, Di., 22 Uhr. VVK: 15 €

■ Goldene Zitronen: Festsaal Kreuzberg, Mi., 21 Uhr. 13 €