Was brauchen Sie wirklich?

Bedarf Wie man Flüchtlingen konkret helfen kann, erfährt man am besten, wenn man sie direkt danach fragt

von Christina zur Nedden
und Luciana Ferrando

Zur Schule gehen

Zahida Moussa und ihre beiden Töchter Foto: Privat

Name: Zahida Moussa (34) mit ihren Töchtern Maryam (11) und Alia (8)

Herkunft und Aufenthalt: Sind ein Jahr lang zu Fuß aus Aleppo nach Deutschland geflohen. Der Ehemann und Vater ist noch in Syrien. Seit drei Wochen lebt die Familie in Berlin. Noch einen Monat lang können sie in der Traglufthalle der Stadtmission in Moabit wohnen.

Status: Asylsuchend.

Braucht: „Ich wünsche mir, dass meine beiden Töchter in Deutschland zur Schule gehen können. Sie sollen Deutsch lernen und es mir dann beibringen.

Toll wäre auch, jemanden zu haben, der Arabisch und Deutsch spricht, der mich zum Krankenhaus begleiten könnte. Ich hatte mehrere Fehlgeburten. Jetzt bin ich wieder schwanger und traue mich nicht, alleine in ein Krankenhaus zu gehen.“

Die deutscheStaatsbürger-schaft

Name: Gzim B. (15)

Herkunft und Aufenthalt: Ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, lebt in Hannover. Sein Vater ist aus Peć(Kosovo) nach Deutschland geflüchtet.

Status: Kettenduldung. Die Duldung muss alle drei Monate neu beantragt und verlängert werden.

Braucht: „Ich möchte nach der Schule unbedingt eine Ausbildung anfangen. Ich möchte arbeiten können und im Leben weiterkommen. Um aber einen Ausbildungsplatz zu bekommen, muss ich ständig unzählige Papiere ausfüllen und Anträge stellen. Meine Zukunft ist außerdem abhängig von der Zustimmung des Landrats zu meinem Ausbildungsplatz. Mein dringendster Wunsch ist, dass sich mein Status ändert. Ich brauche die deutsche Staatsbürgerschaft.“

Ein Handy und einen Verein

Name: Karim und Hassan (beide 16)

Herkunft und Aufenthalt: Beide aus Afghanistan geflohen, leben seit knapp zwei Monaten in einem Hotel in Frankfurt am Main und werden von einer Lehrerkooperative betreut.

Status: Geduldet als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Haben noch keinen Asylantrag gestellt.

Brauchen:

Karim: „Ich wünschte, ich könnte meiner Familie Geld schicken. Und ich brauche ein besseres Handy, um mit meinen Verwandten öfter sprechen zu können.“

Hassan: „Ich möchte gerne in einen Sportverein. Am liebsten einen, in dem ich Volleyball spielen kann. Fußball oder Tanzen gefallen mir aber auch. Hauptsache, ich kann mich viel bewegen. Wir brauchen auch einen besseren Unterricht, damit wir schneller Deutsch lernen und endlich arbeiten können.“

Deutsch lernen

Ahmad Fallaha und seine ­ Familie Foto: Privat

Name: Ahmad Fallaha (42), seine Frau Heba (34) mit Amar (11), Ubada (9) und Sara (2)

Herkunft und Aufenthalt: In 8 Wochen von Damaskus über Ägypten, Tunesien, Lybien, das Mittelmeer nach Deutschland geflohen. Seit knapp einem Jahr sind sie in Deutschland und lebten in einem Flüchtlingshotel am Frankfurter Hauptbahnhof.

Status: Anerkannte Flüchtlinge.

Brauchen: „Wie die meisten Flüchtlinge wünschen wir uns eine Wohnung, Arbeit und dass wir Deutsch lernen können. Ein Jahr lang leben wir mit unseren Kindern in einem Hotel. Jetzt haben wir endlich eine eigene Wohnung. Zuerst wollte die ältere Nachbarin nicht, dass wir einziehen, weil meine Frau ein Kopftuch trägt. Nachdem mein Bruder, der seit über 40 Jahren in Frankfurt lebt, sie zum Kaffee einlud und ihr zwei Stunden erklärte, dass wir Akademiker sind und nichts dafür können, dass in unserem Land Krieg ist, änderte sie ihre Meinung. Unsere Kinder wünschen sich in einem Verein Sport zu machen. Wir lernen alle fleißig Deutsch. Ohne die Sprache zu können, ist alles schwierig – vor allem die Jobsuche.“

Eine Arbeits-erlaubnis

Name: Ahmed (39)

Herkunft und Aufenthalt: Floh aus Syrien über die Türkei und Griechenland, ist seit 3 Monaten in Deutschland. Er wollte zu seinem Bruder nach Köln, aber das Umverteilungssystem hat ihn nach Brake bei Bremen, geschickt. Seine Frau und drei Kinder sind noch in Syrien.

Status: Asylsuchend, wartet auf sein Erstinterview.

Braucht: „Ich wohne in Brake in einer Wohnung mit vier anderen Syrern. Wir wollen alle arbeiten und Deutsch lernen, aber das ist schwierig, weil uns die nötigen Papiere fehlen und wir sehr lange auf sie warten müssen. Wir haben angefangen, uns selbst zu organisieren, weil wir nicht weiter rumsitzen wollen. Neulich bin ich mit meinen Mitbewohnern zum Sozialamt gegangen und habe den Beamten gesagt, dass wir kein Geld wollen, sondern uns eine Arbeitserlaubnis wünschen. Wir wollen alle unbedingt arbeiten“.

Eine eigene Wohnung

Mulugeta Teklehaimanot Foto: Privat

Name: Mulugeta Teklehaimanot (22), Solomun Gebremedhin (24)

Herkunft und Aufenthalt: Flüchteten aus Eritrea und wohnen mit fünf anderen Flüchtlingen in einer Wohnung in Neunkirchen-Wellesweiler. Vor 12 ­Monaten kamen sie im Saarland an.

Status: Ihre Aufenthaltserlaubnis wurde gerade auf drei Jahre verlängert.

Brauchen:

Teklehaimanot: „Ich freue mich über jede Hilfe. Sehr wichtig wäre mir, besser Deutsch sprechen zu können, um mit komplizierten Situationen besser umzugehen. Zum Beispiel, wenn ich auf der Bank ein Konto eröffnen will.“

Gebremedhin: „Ich würde gerne mehr junge Leute kennenlernen. Ich habe noch zu wenige Freunde in meinem Alter. Außerdem wollen Mulugeta und ich zusammen in eine andere Wohnung umziehen. So wie wir jetzt wohnen, zu siebt mit ­einem Bad und einer Toilette, das geht nicht mehr.“