Einwanderer wollen deutsche Nachbarn

Umfrage Außer, sie sind jüdisch oder homosexuell. Denn auch viele Einwanderer haben Vorurteile

HANNOVER epd | Ressentiments gegen Einwanderer sind auch unter anderen Einwanderern verbreitet. Das geht aus einer neuen Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) hervor. Mehr als jeder fünfte polnische Einwanderer in Niedersachsen wünscht sich keinen türkischen Nachbarn, bei den Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion sind die Vorbehalte gegen Türken noch größer. „Es gibt aber auch unter Migranten ausgeprägte Aversionen gegen andere Gruppen“, sagte der KFN-Vizedirektor Dirk Baier der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

Das KFN hat im vergangenen Jahr 6.000 Niedersachsen ausführlich zu ihren Einstellungen, Befürchtungen und auch politischen Orientierungen befragt. Unter vielen Einwanderern genießen demnach deutsche Nachbarn die größten Sympathien: Nur 1,4 Prozent der Befragten mit türkischen Hintergrund und 3,4 Prozent der Befragten polnischen Einwanderer hätten mit einem deutschen Nachbarn Probleme. Vorausgesetzt, sie sind nicht jüdisch oder homosexuell. Denn die stärkste Ablehnung seitens Migranten bekommen Homosexuelle zu spüren. „Mehr als jeder dritte russische und türkische Befragte gab an, dass er Homosexuelle als Nachbarn unangenehm finden würde“, heißt es in der mehr als 100 Seiten starken Studie. Jeder achte türkischstämmige Niedersachse (12,2 Prozent) habe außerdem Vorbehalte gegen Juden, bei den Einwanderern aus Polen sind es 8,7 Prozent.

Insgesamt betrachte etwa jeder siebte erwachsene Niedersachse Ausländer und Einwanderer zumindest sehr skeptisch, heißt es in der Untersuchung. Unter den 16- bis 20-Jährigen wie unter den Älteren über 70 ist die Ablehnung noch deutlich höher, während Menschen zwischen 30 und 60 Jahren am aufgeschlossensten seien.

„Bildung ist der wirksamste Schlüssel, Ausländerfeindlichkeit abzubauen“, sagt Forscher Baier. Jedoch könne es auch unter Hochgebildeten durchaus starke Ressentiments geben. Im Mittelpunkt der Studie steht der Umgang mit Kriminalität, die laut Baier rückläufig ist, aber subjektiv wesentlich stärker wahrgenommen wird. „Niedrig gebildete Befragte werden etwa drei Mal häufiger als eher ausländerfeindlich eingestuft als hoch gebildete Befragte“, heißt es in dem Bericht. Nur 16,6 Prozent der Befragten sehen in Ausländern eine kulturelle Bereicherung. 48,1 Prozent finden, dass Einwanderer ihren Lebensstil an den der Deutschen anpassen sollten. Mit 5,9 Prozent der Befragten hält aber nur ein kleiner Teil Ausländer für kriminell.