Odyssee durch Tel Aviv

„Die palästinensische Gesellschaft wird eingeebnet, und die öffentliche Meinung im Westen macht dafür die Opfer verantwortlich.“ Der israelische Autor Yitzhak Laor hat diese Analyse 2002 zu Protokoll gegeben. Auch dass die israelische Armee in Politik und Gesellschaft keinen Gegenspieler habe und „macht, was sie will“, hat er damals gesagt. Kritik und Lob hat ihm diese Haltung eingetragen, die auch seine Romane und Gedichte durchzieht; zudem hatte er sich 1972 geweigert, in den besetzten Gebieten Armeedienst zu tun.

Aus seinem neuen Roman Ecce homo liest der in Tel Aviv lebende Schriftsteller jetzt in Hamburg – ein Buch, das Individuen und Zeitgeschichte dicht verflicht: Ein für verschiedene Massaker verantwortlicher General der israelischen Armee sucht darin seiner Vergangenheit und damit verbundenen Schuldgefühlen durch das Studium der Renaissance-Malerei zu entkommen. Ein schwieriges Unterfangen, zudem er bald eine Frau trifft, die die Rückkehrbewegung vertriebener Palästinenser unterstützt und den General als Informanten nutzt. PS

Yitzhak Laor: „Ecce homo“. Zürich 2005, 608 S., 24,90 Euro Lesung: Mo, 7.11., 19 Uhr, Neue Gesellschaft, Rothenbaumchaussee 19, 1. Stock