LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen

Realität in Permanenz

betr.: „Pyrrhussieg für Tsipras“, taz vom 15. 8. 15

Die Schönfärber und Beschwichtiger sind wieder auf Tour. Realitäten sehen ganz anders aus.

Sowohl die Jugend als auch die ältere Generation in Griechenland hat permanent zu leiden. Höchst seltsam ist das Auslassen der entscheidenden Tatsache, dass schon 2011 die Reichsten der Reichen ihre Milliarden auf ­„sichere Plätze“ transferiert haben . Große Teile auch der hiesigen Presse gibt dümmliche Einschätzungen des angeblichen Fortschritts wieder.

Die Frage bleibt auch, ob das Geld gedruckt, geschöpft oder vom Himmel gefallen ist. Griechische Tragödie? Realität in Permanenz!

KLAUS-G. WALTHER, Reinbek

Überfordert

betr.: „Überforderte Kommunen“, taz vom 15. 8. 15

Die Kommunen müssen und sollen die Flüchtlinge willkommen heißen und aufnehmen, behausen und verköstigen, die Sprache lehren und die staatliche wie private Umgebung verständlich machen und vieles mehr. Damit sind die Kommunen übermäßig gefordert. Das dürfte die Kommunen nicht zusätzliches Geld kosten. Das Geld müsste von der Gesamtheit der Steuerzahler kommen, also vom Bund. Der kann zum Beispiel Militärausgaben dafür kürzen; zumal weniger Militär weniger Flüchtlinge bewirken würde. Der Bund könnte auch die Steuern in dieser Kommunen-Extrem­si­tuation auf das Niveau der Kohl-Ära bringen, was nur die Wohlhabenden belasten würde. Aber diese CDU/SPD-Regierung setzt auch hier auf die Belastung der Schwächsten statt auf die Belastung der Gesamtheit aller Bürger.

EBERHARD HIRSCHLER, Otterstadt

Bundespräsidentin

betr.: „Bundespräsident Joschka Fischer“, taz vom 15. 8. 15

Danke für die gelungene Analyse! Aber fehlt nicht eine Blickrichtung? Baut sich da nicht eine Frau auf? Für viele ist Verteidigungsministerin keine Disqualifizierung! (Für viele besteht im Angriff sogar die beste Verteidigung!)

Sie haben Recht, dass Fischer, Cohn-­Bendit und Kretschmann auch so etwas wie „Erdung“ anhaftet. Die scheinen sich nicht nur um ihre Parteikarriere gekümmert zu haben. Doch gibt es nicht noch mehr Menschen? Menschen, denen der Makel des Politikers, nicht anhaftet.

Besser wäre es jedenfalls, wenn unsere zukünftige Bundespräsidentin keine Politikerin wäre. Unabhängig von Parteien, mit Empathie für die Menschen, die Erhaltung der Erde, für die Zukunft der Kinder dieser Welt. Es wäre Sache der Presse, uns diese Menschen vorzustellen: PhilosophInnen, UniversitätspräsidentInnen? NORBERT VOSS, Berlin

Das verdanken wir Freud

betr.: „Gleitgel fürs Gehirn“, taz vom 20. 8. 15

Es ist schlicht falsch zu behaupten, dass es heute als erwiesen gilt, dass die Symptome der Anna O. einzig der Suggestion ihres Therapeuten Freud zuzuschreiben sind. Das ist nur eine Meinung von vielen anderen. So kommen zahlreiche seriöse Autoren zu einem gänzlich gegenteiligen Vorwurf, nämlich dass Anna O. tatsächlich nie geheilt wurde. Wie auch immer, viel wichtiger als triumphierende Falschbehauptungen zu Sigmund Freud zu verbreiten, ist es festzuhalten, dass Freud mit diesem prominenten Fall der Anna O. die psychiatrische Beziehung revolutionierte. Was wir heute als völlig selbstverständlich erachten – die Patientenzentriertheit der Therapie, die Selbstbescheidung des Therapeuten auf die Rolle eines in „gleichschwebender Aufmerksamkeit“ konzentrierten Zuhörers, eines „Virtuosen der Rezeptivität“ – das verdanken wir Freud. ANDREAS HÖRMANN, Frankfurt