Zuhause gesucht

Deutschland hat den sozialen Wohnungsbau vernachlässigt. Das rächt sich nun. Wo können, wo sollen die Flüchtlinge unterkommen?

Gefürchtete Einöde

Suchen Flüchtlinge brauchen wegen der Jobchancen Wohnraum in Ballungsgebieten

BERLIN taz | Mehr Staatsgeld für den Wohnungsbau, auch weil wir mehr Wohnungen für Flüchtlinge brauchen. Das fordern der Deutsche Städtetag, der Mieterbund und die Bauwirtschaft. Menschen, die im Asylverfahren stecken oder nur eine Duldung haben, treten allerdings auf dem Wohnungsmarkt nicht als Nachfrager auf. Grund: Das Gesetz sieht vor, sie möglichst in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen. Für anerkannte Flüchtlinge allerdings werden händeringend Wohnungen gesucht.

Die Quote derjenigen, die einen Status als Asylberechtigter oder anerkannter Flüchtling haben, liegt derzeit bei rund 40 Prozent. Bei geschätzten 400.000 Asylantragsstellern im Jahr gibt es also rein rechnerisch jährlich rund 160.000 Flüchtlinge, die bezahlbare Wohnungen brauchen.

In Deutschland fehlen bereits vier Millionen Sozialwohnungen für Geringverdiener, KleinrentnerInnen und Hartz-IV-Empfänger, rechnet das Pestel-Institut in Hannover vor. Die zusätzliche Nachfrage ist also zahlenmäßig überschaubar. Der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, warnte dennoch bereits vor einer möglichen Konkurrenz zwischen Flüchtlingen und Geringverdienern um Sozialwohnungen und davor, „einzelne Gruppen gegeneinander auszuspielen“.

Die manchmal hinter vorgehaltener Hand geäußerte Idee, Flüchtlinge könnten sich doch in verödeten Landstrichen mit leerstehenden Immobilien ansiedeln, funktioniert nicht nur aus ethischen Gründen nicht. Auch Zuwanderer brauchen Wohnungen in Ballungszentren, weil es dort Jobs gibt. „Zuwanderung nach Deutschland erfolgte und erfolgt vor allem in die größeren Städte“ und darunter eher in die „westdeutschen Bundesländer“, heißt es im aktuellen Bericht des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zur „Internationalen Migration in deutsche Großstädte“.Barbara Dribbusch