Auswandererhaus feiert Jubiläum

MUSEUM Vor 10 Jahren eröffnete das Auswandererhaus in Bremerhaven. Am Samstag soll das gefeiert werden. Eine Sonderausstellung beleuchtet ab Oktober das Verhältnis von Deutschen zu Fremden

„Wir möchten Ängste und Vorurteile in Neugierde und Empathie umwandeln“

Simone Eick, Direktorin des Auswandererhauses

Vor zehn Jahren wurde das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven eröffnet und hat sich seither zu einem zentralen Forschungs- und Dokumentationsort zum Thema Migration entwickelt. Die Ausstellungen hätten gezeigt, dass Deutschland seit jeher ein Aus- und Einwanderungsland gewesen sei, sagte Direktorin Simone Eick im Vorfeld des Jubiläums, das am Samstag gefeiert werden soll. „Unsere Aufgabe ist es, diese Geschichte zu vermitteln“, so die Historikerin. Bisher waren eigenen Angaben zufolge mehr als zwei Millionen Besucher in Deutschlands einzigem Migrationsmuseum.

„Wir möchten Ängste und Vorurteile in Neugierde und Empathie umwandeln“, nannte Eick als wichtiges Ziel. Im Hauptgebäude skizziert das privat geführte Haus seit seiner Eröffnung am 8. August 2005 die Auswanderungsbewegungen aus Deutschland – etwa nach Amerika. 2007 wurde es dafür als bestes Museum Europas ausgezeichnet. Seit 2012 wird in einem Erweiterungsbau auch über 300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland bis in die Gegenwart informiert.

Das geschieht mit Fakten und emotionalen Inszenierungen in einer multimedialen und interaktiven Schau. Dabei orientiere sich das Haus an Biografien. Jeder Besucher erhält am Eingang einen Reisepass, um dem Lebensweg eines Auswanderers oder eines Einwanderers zu folgen. „Dem Thema Migration kann man sich nicht rein intellektuell nähern“, sagte Eick. „Es sind immer persönliche Geschichten.“

Besonders im Erweiterungsbau können Besucher verfolgen, wie sich Deutschland durch die Einwanderung verändert hat. Das begann laut Eick in der Arbeitswelt, führte aber bis hin zu neuen Glaubensrichtungen, Traditionen und Essgewohnheiten. Ab dem 19. Oktober soll mit einer nächsten Sonderausstellung das Verhältnis von Deutschen zu Fremden beleuchtet werden.

Um das Thema zu vertiefen, hat das Museum unterstützt von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) unter dem Titel „Forum Migration“ ein neues Projekt begonnen. „Es dient der Erforschung und Vermittlung intellektueller und emotionaler Fähigkeiten, die ein aufgeklärtes und tolerantes Miteinander in einer Einwanderungsgesellschaft ermöglichen“, erläuterte Eick.

Die Ergebnisse sollen im Winter präsentiert werden. Schon am Vorabend der Jubiläumsfeier am 7. August will das Auswandererhaus erstmals einen mit 10.000 Euro dotierten Preis für praxisnahe Migrationsforschung verleihen. Die Auszeichnung soll zukünftig alle zwei Jahre ausgeschrieben werden.

Das Erlebnismuseum steht an einem historischen Ort: Von Bremerhaven aus haben zwischen 1830 und 1974 rund 7,2 Millionen Menschen Europa verlassen, oft als Wirtschaftsflüchtlinge. Sie sahen in ihrer Heimat keine Perspektive mehr und wollten sich hauptsächlich in Amerika eine neue Existenz aufbauen. (epd)