Von wegen eine gute Tat

Contra

von Malene Gürgen

Geldmacherei hat bei der Terminvergabe nichts zu suchen

Nein, verwunderlich ist es nicht, dass ein Unternehmen das Reservieren von Bürgeramtsterminen gegen Geld anbietet: Das Versagen der Behörden und die Not der BürgerInnen zu Geld zu machen ist eine naheliegende Idee im Kapitalismus. Aber nur weil etwas nicht verwunderlich ist, muss es noch lange nicht moralisch in Ordnung sein – und das ist auch dieses Angebot nicht.

Denn die jungen Unternehmer bringen mit ihrer Geschäftsidee überhaupt erst den Faktor Geld in die Vergabeprozedur ein. Der hat dort aber nichts zu suchen: Die Bürgerämter sind öffentliche Einrichtungen, die jedem gleichermaßen und kostenlos zu Verfügung stehen müssen. Es darf nicht von der Größe des Geldbeutels abhängig sein, ob ich meinen Reisepass noch rechtzeitig beantragen kann. Doch genau dazu führt das Angebot: Wer Geld hat, bekommt einen Termin, für alle anderen sinken die Chancen, wenigstens zufällig einen frei werdenden Termin zu ergattern.

Keine Lösung für alle

Klar: Das eigentliche Problem ist die Überlastung und Unterfinanzierung der Behörden. Aber daran wird der Termindienst auch nichts ändern: Das Problem, monatelang auf Termine warten zu müssen, wird so zumindest für einen Teil der Bevölkerung gelöst – der Druck, endlich eine strukturelle Lösung für alle zu finden, sinkt damit.

Dass die Unternehmer nur auf die schlimme Situation der Ämter aufmerksam machen wollten, kann man ihnen dabei nicht so richtig abnehmen. Schließlich hätte es da eine Reihe von Möglichkeiten gegeben, mit denen sich nicht rein zufällig noch eine Menge Geld verdienen lässt. Das Ganze jetzt als gute Tat zu verkaufen macht es leider noch unsympathischer.