Mehr Armut trotz Arbeit

GUTE ARBEIT Arbeitnehmerkammer und Gewerkschaftsbund fordern eine Beratungsstelle für mobile Wanderarbeiter in Bremen. Missbrauch mit Werkverträgen gebe es insbesondere in Bremerhaven

„Die Kluft zwischen guten und schlechten Löhnen wird größer“

Ingo Schierenbeck

Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Arbeitnehmerkammer Bremen haben ihre Forderungen für eine „Gute Arbeit“ in Niedersachsen und Bremen vorgestellt.

In den vergangenen zehn Jahren sind in Niedersachsen und Bremen weit über 400.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden. Trotz des Beschäftigungszuwachses ist die Armutsquote jedoch auf ein Rekordhoch gestiegen. „Die Kluft zwischen guten und schlechten Löhnen sowie Arbeitsbedingungen wird größer“, sagte Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen: „Wenn die Armut trotz Arbeit steigt, ist politisches Handeln dringend geboten – auch seitens der Landespolitik.

Vorrangiges Ziel sei die Schaffung einer mobilen Beratungsstelle für Leiharbeiter und Werkvertragsarbeiter in Bremen nach niedersächsischem Vorbild, sagte die Bremer Gewerkschaftschefin Annette Düring am Dienstag. ArbeitnehmerInnen, die aus dem Ausland kommen und erst oder nur kurz in Deutschland arbeiten, sind besonders oft von prekärer Beschäftigung und Ausbeutung betroffen. Insbesondere in Bremerhaven gebe es einen großen Missbrauch bei Werkverträgen, so der DGB. „Um die schlimmsten Exzesse am Arbeitsmarkt zu vermeiden, ist die Einrichtung einer solchen Beratungsstelle in Bremen überfällig“, so Düring.

Arbeitnehmerkammer und DGB haben bereits Ende letzten Jahres auf einer Konferenz über dieses Thema diskutiert. Die nun erschienene Broschüre „Gute Arbeit in Niedersachsen und Bremen“ stellt auf 80 Seiten „Handlungsmöglichkeiten und Maßnahmen zur Förderung ‚Guter Arbeit‘“ zusammen und kann unter www.arbeitnehmerkammer.de/Publikationen im Internet kostenlos heruntergeladen werden.

Eine der zentralen Forderungen beider Organisationen an die Landesregierungen in Hannover und Bremen sei die Bindung der Wirtschaftsförderung an Sozialstandards, sagte Düring. Um Konkurrenzen zu vermeiden, wollen die Gewerkschaften künftig länderübergreifend enger zusammenarbeiten, sagte die Vorsitzende des DGB Bremen-Elbe-Weser.

Einen großen Handlungsbedarf gebe es auch im Einzelhandel. Dort herrsche eine enorme Tarifflucht. Außerdem würden die Ladenöffnungszeiten immer weiter auf das Wochenende und die Feiertage ausgeweitet. Dies müsse sich ändern. (taz/epd)