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Odenwaldschule recycelt

bildung Aus der insolventen Reformschule in Hessen soll jetzt das Schuldorf Lindenstein werden. Die Lehrerschaft soll nicht komplett ausgetauscht werden

Noch ist es still hier auf dem Gelände der früheren Odenwaldschule Foto: Uwe Anspach/dpa

von Alina Leimbach

Neuer Name, nicht ganz so neues Konzept. So lässt sich zusammenfassen, was gerade mit der ehemaligen Odenwaldschule passiert.

UnterstützerInnen der insolventen und wegen sexueller Kindesmissbrauchs in Verruf geratenen Odenwaldschule (OSO) im hessischen Ober-Hambach will jetzt eine neue Schule gründen, das „Schuldorf Lindenstein“. Die entsprechenden Pläne dafür wollten die Verantwortlichen am Montag der zuständigen staatlichen Schulbehörde vorlegen.

Bereits am 7. September soll Dorf Lindenstein den Schulbetrieb aufnehmen. So jedenfalls wünscht es sich die Initiativgruppe. Doch bislang hat das Schulamt die Betriebsgenehmigung durch noch nicht erteilt. Den ersten Entwurf für eine neue Schule hatte das Schulamt als „noch nicht plausibel“ bezeichnet, sagte der kommissarische Leiter des Schulamts, Andreas Dähn. Ob die Genehmigung des geplanten Schuldorfs Chancen auf Erfolg hat, konnte die Behörde am Montag nichts sagen. „Wir befinden uns im laufenden Verfahren“, sagte Dähn.

Die Schuldorfinitiative gibt sich optimistisch. „Das waren nur Kleinigkeiten und Nachfragen, keine fundamentalen Einwände, die das Schulamt an dem ersten Konzept hatte“, erklärte Christina Becker, Sprecherin der Initiativgruppe. Man habe nachgebessert und lege nun ein tragfähiges Konzept vor, sowohl pädagogisch als auch wirtschaftlich. Man wolle einen „kompletten Neustart“, so Becker. Das beinhalte die Überführung der Schule in eine gemeinnützige GmbH und eine Stiftung. „Das garantiert eine klare Trennung zwischen Lehrern, Eltern und der Verwaltung“, sagte Becker. Dennoch scheint es, als würden viele inhaltliche Ansätze der Odenwaldschule beibehalten werden. Die Gründungsgruppe, die keinen offiziellen Namen hat, wolle „das einzigartige Konzept der Schule erhalten“, sagte Becker. So soll das Schuldorf weiterhin als integrierte Gesamtschule mit offenem Internat und individueller Förderung geführt werden. Auch Lehrer der Odenwaldschule wolle man weiter beschäftigen.

„Wir wolleneinen kompletten Neustart“

Christina Becker, Unterstützerin

Wie sieht die Prävention vor sexueller Gewalt an Kindern aus? An dieser Stelle bleibt der mögliche neue Träger vage. Man will an der, schon bei der Odenwaldschule eingeführten Trennung von Lehrern und Schülern in den Internatshäusern festhalten und sich bei der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmissbrauch und -vernachlässigung zertifizieren lassen.

Der Opferverein Glasbrechen meldete bereits im Juli Zweifel am Neustart an: „Namenswechsel reichen uns nicht. Kein belasteter Mitarbeiter der Schule darf nach der Insolvenz dort noch unterrichten“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Der Verein kritisiert, dass er in die Planung der neuen Schule nicht einbezogen worden war. „Solange nicht tatsächlich sichergestellt ist, dass die wissenschaftliche Aufarbeitung ebenso finanziell gesichert ist, wie auch die Übertragung des Schularchivs in gebührende, vertrauensvolle Hände, plädiere ich deutlich für den Entzug aller möglichen Betriebsgenehmigungen“, sagte Adrian Koerfer, Sprecher von Glasbrechen. Koerfer fordert zudem eine Gedenk- und Fortbildungsstätte, die die Verbrechen an der früheren Odenwaldschule dokumentiert.

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