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NACH DER WAHLNIEDERLAGE IN NIEDERSACHSEN KÖNNEN BEOBACHTER NUN „WER BESCHMUTZT WEN?“ SPIELENWetten gegen die Piraten

JULIA SEELIGER

Der baldige niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil schreibt Kolumnen. Hoffnung ist also da, dass ich als Kolumnistin es auch zu etwas bringen werde im Leben.

In den letzten Monaten sah es bei mir düster aus: Wohnung weg, Einkommen weg, Freunde weg. In einem Moment war alles zusammengefallen, ich hatte nur noch meinen Wikipedia-Eintrag. So was ist zwar nicht unwichtig heutzutage, Credibility brauchen wir in der Aufmerksamkeitsökonomie nun mal umso mehr. Trotzdem, ein Spaß war 2012 nicht.

2013 ist schon alles besser geworden. Ich habe mir meine Haare blondiert und geschnitten. Ich gehe zum Fernsehen. Ich werde Freiberuflerin. Hoffentlich nicht prekär. Das alles hatte ich schon für 2012 geplant, aber jenes war ja nun mal das Jahr des Weltuntergangs und deswegen konnte das alles nicht funktionieren.

Freiheit statt Liberalismus! Sicherlich wird es nötig sein, die grünen Ökospießer weiter zu beobachten. In Niedersachsen gibt es nach dem knappen Wahlsieg von Rot-Grün kein Mett mehr im Landtag, und was die in Baden-Württemberg so treiben, will man gar nicht wissen.

So vergrabe ich mich noch ein paar Tage in der fabelhaften Welt des Nichtwissens. Im Schnee. Das Tauwetter kommt noch früh genug. Im Frühjahr geht’s ab mit der Bundestagswahl. Aber schon in den nächsten Tagen kann es Stürme geben: Aus Richtung der Piratenpartei erwartet uns nach der krachenden Wahlniederlage allerlei Popcorn. FDP-Chef Rösler bietet bei 10 Prozent seinen Rücktritt an, bei Twitter fragte der Berliner Piraten-Abgeordnete Simon Kowalewski daraufhin, wann die beiden Piratenparteivorsitzenden Bernd Schlömer und Sebastian Nerz denn das Zwei-Prozent-Ergebnis in Niedersachsen mit einem solchen Angebot veredeln wollen.

Obwohl das ja zu erwarten war, dass die Piratenpartei nicht in den niedersächsischen Landtag kommt. Für die Piraten allerdings nicht, die waren in ihrer Gesprächsgemeinschaft gefangen und dachten tatsächlich bis 18 Uhr am Sonntag, dass sie bald schon ihre Geschäftsordnungsanträge aus der Schublade hätten holen können.

Jetzt ist auf jeden Fall Holland in Not bei den Piraten, und bestimmt gibt es ein paar schöne Massaker. Es muss ja nicht gleich die Zombie-Apokalypse sein. Aber für mich als Zuschauerin wird das alles sehr witzig werden. Man kann dann „Wer beschmutzt wen?“ spielen oder weitere Wetten abschließen.

Die Fünftagevorschau | Kolumne@taz.de

Mittwoch Margarete Stokowski Luft und Liebe Donnerstag Josef Winkler Wortklauberei Freitag Jürn Kruse Fernsehen Montag Martin Reichert Back on the Scene Dienstag Deniz Yücel Besser

Ich hab ja noch eine laufen. 1.000 Euro gegen die Piratenpartei. Jetzt sind die Chancen wieder gewachsen, dass ich gewinne. Aber das kann sich auch ganz schnell wieder ändern – wenn es die junge Partei mal schaffen würde, strategiefähig zu werden, Inhalte zeitnah aufzunehmen und ihren Politikansatz besser durchsetzen würde. Echtzeit, Vernetzung, Feedbackkultur – war’s das schon? Das wäre schön, wenn da noch was käme.

Dafür würde ich dann auch gerne meine Wette verlieren. Wenn ich dann nichtprekäre Freiberuflerin bin, zahle ich das aus der Portokasse. Ansonsten halt, auf Raten, von meinem taz-Kolumnengeld. Ja, denn man kann es zu etwas bringen im Leben mit Kolumnen.

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