CDU will mehr Frauen in den eigenen Reihen

Offensive Bis 2020 soll der Anteil weiblicher Mitglieder auf über 30 Prozent steigen

BERLIN dpa | Fotos wie diese sieht man oft: Kanzlerin Angela Merkel, umringt von dunklen Sackos, Hemdkragen und Krawatten. Männer sind in der CDU in der Überzahl. Nach Angaben des Berliner Parteienforschers Oskar Niedermayer ist in der CDU nur jedes vierte Mitglied eine Frau. Woran liegt das?

Die Antwort darauf sei hochumstritten, sagt Politikwissenschaftler Tim Spier von der Universität Siegen. Eine Annahme sei, dass Frauen früherer Generationen schon als Mädchen weniger mit Politik in Kontakt gebracht wurden. Das könne unterschwellig geschehen sein. Zudem hätten Frauen in dem Alter, in dem man politisch Kar­riere mache, noch häufiger eine wichtige Rolle in der Familie.

Feste Männerbünde

„Generell haben wir das Phänomen, dass Frauen sich weniger politisch engagieren“, sagt Spier. In der SPD liegt der Anteil weiblicher Mitglieder bei 31,8 Prozent, bei der FDP bei 23,0 Prozent, bei den Linken bei 37,5 Prozent, bei den Grünen gibt es immerhin 38,5 Prozent Frauen.

Spier vermutet, dass männerdominierte Parteien auf einige Frauen abschreckend wirken. Eingeschworene Männer­bünde haben in der CDU Tradition, nach außen traten in der Union lange nur Männer in Erscheinung. Dann kam Merkel. „Wir müssen die Vorbilder, die wir haben, nach vorne bringen“, sagt der Vorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak.

Die CDU hat das Thema mit einer Arbeitsgruppe angegangen. „Wir haben die Kanzlerin, klar. Und die Verteidigungsministerin. Aber wir haben ganz viele andere Frauen, die als Abgeordnete im Bundestag oder in den Landtagen aktiv sind“, sagt Ziemiak, der die AG leitete. Festgehalten sind die Ideen der AG im Reformpapier „Meine CDU 2017“, das Strategien gegen den massiven Mitgliederschwund der Partei zusammenfasst. Über die Eckpunkte der Parteireform soll der Parteivorstand an diesem Montag abstimmen, der Bundesparteitag entscheidet im Dezember.

Das Ziel: mehr junge Leute, mehr Menschen mit Migrationshintergrund und mehr Frauen als Mitglieder. Der Frauenanteil soll bis 2020 auf mehr als 30 Prozent steigen. Im ersten Moment klingt das wenig, wie auch Ziemiak einräumt. „Aber wir wollen realistische Ziele.“ Politikforscher Spier hingegen hält das Ziel für ambitioniert.