STEFAN REINECKE ÜBER DIE NEUESTEN ENTWICKLUNGEN DER LINKSPARTEI
: Gysi und die sieben Zwerge

Gregor Gysi zum Spitzenkandidaten zu küren, ist richtig. Sein neues Team aber ist unbrauchbar

Für die Linkspartei ist das Ergebnis in Niedersachsen ein Menetekel. Offenbar war es ein Fehler, die SPD in eine Doublebind-Situation zu bringen: Einerseits feuerte die Linkspartei unverdrossen auf die SPD, gleichzeitig machte sie ihr Koalitionsangebote. Und: Sahra Wagenknecht funktioniert im Westen nicht annähernd so wie Oskar Lafontaine vor fünf Jahren. Die Partei hat keine Strahlkraft mehr auf enttäuschte SPD-Wähler. Ein Drittel der Linksparteiwähler ist einfach nicht mehr zur Wahl gegangen.

Fehler kann man korrigieren, politische Kurse neu justieren. Die Wahrheit für die Linkspartei im Westen ist indes noch bitter. Seit die Protestenergie gegen die Agenda 2010 verdampft ist, geht es bergab. Der Linkspartei scheint im Westen ohne Frust über die SPD die Schubkraft zu fehlen. Sie hat zu wenig eigenes Gewicht und legt zu wenig Augenmerk auf den Aufbau der Partei und das graue Alltagsgeschäft im Kommunalen.

Trotzdem hat die Linkspartei im Westen immer noch zwei- oder dreimal so viele Wähler wie einst die PDS. Die braucht die Partei im Herbst auch, um sicher über die Fünfprozenthürde zu kommen. Die Regression der Linkspartei zur PDS ist möglich – aber derzeit eher unwahrscheinlich.

Allerdings scheint die Parteispitze gerade energisch daran zu arbeiten, den Abstieg zu beschleunigen. So richtig es ist, Gregor Gysi, der bekannt und beliebt ist, als Spitzenkandidaten zu nominieren, so armselig wirkt das Team, das ihm zur Seite gestellt ist. Dieses Team, das parteiintern zu Recht als „Gregor und die sieben Zwerge“ verspottet wird, ist unbrauchbar. Nicole Gohlke und Diana Golze werden den Verfall der Westlinken sicher nicht stoppen. Und das Team ausgerechnet am Tag nach dem Wahldebakel in Hannover zu präsentieren, verrät einen Mangel an Professionalität, der an Wurschtigkeit grenzt.

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