Alles sieht nach blutigen Racheakten aus

Burundi Eine Serie politischer Morde vertieft die große Kluft zwischen Tutsi und Hutu im Lande

Ratlose Mienen bei der Polizei in Bujumbura Foto: Mike Hutchings/rtr

BERLIN taz | Die Serie politischer Morde in Burundi setzt sich fort. Am Samstag wurde der ehemalige Generalstabschef, Oberst Jean Bikomagu, vor seinem Haus in der Hauptstadt Bujumbura erschossen. Zwei Männer auf einem Motorrad erwarteten ihn, als er gegen Mittag mit seiner Tochter von einer Kirche zurückkehrte, und eröffneten das Feuer, hieß es in lokalen Berichten. Der alte General war sofort tot, seine Tochter kam schwer verletzt in ein Krankenhaus.

Bikomagu war früher lange Zeit Chef der burundischen Armee gewesen, als diese noch hauptsächlich aus Tutsi bestand und sich als natürliche Regierungselite Burundis sah. Er war ein Drahtzieher des Militärputsches von Oktober 1993 gegen Burundis ersten frei gewählten Präsidenten Melchior Ndadaye, ein Hutu, dessen Ermordung damals den Bürgerkrieg auslöste, der in zehn Jahren über 300.000 Tote fordern sollte.

Die Hutu-Rebellen gingen aus diesem Krieg als eindeutige Sieger hervor und übernahmen 2005 unter dem heutigen Präsidenten Pierre Nkurunziza die Macht im Rahmen eines Machtteilungsabkommens, das ihnen die Loyalität der Tutsi-Generäle sicherte.

Aber diese Loyalität ist brüchig, seit Nkurunziza sich vor einem Monat zu einer verfassungswidrigen dritten Amtszeit wiederwählen ließ und Burundi damit in eine schwere politische Krise stürzte.

Der Mord an Bikomagu wird in Burundi weithin als Rache für den Mord an Nkurunzizas rechter Hand, Adolphe Nshimirimana, gesehen, einem gefürchteten Exgeheimdienstchef und Organisator regierungstreuer Jugendmilizen, der vor zwei Wochen in Bujumbura erschossen wurde.

So sind nun innerhalb kurzer Zeit zwei führende Figuren des burundischen Bürgerkrieges auf offener Straße in Bujumbura erschossen worden. In keinem Fall sind die Täter bekannt. Wenn die Regierung dafür verantwortlich ist, heißt das, dass die Staatsmacht eine Strategie des Terrors fährt. Wenn sie nicht verantwortlich ist, heißt das, dass sie die Hauptstadt nicht kontrolliert. Dominic Johnson