Schamlose Ignoranz

betr.: „Bis zum letzten Mann“, taz-mag vom 29. 10. 05

In seinem opus magnum von über 500 Seiten über die Wehrmachtsjustiz ist es Manfred Messerschmidt gelungen, das Schicksal der wegen Paragraf 175 verurteilten Soldaten komplett auszusparen. Es gibt nur spärliche Verweise auf die militärstrafrechtlichen Regelungen. Und selbst die sind lückenhaft.

Dass über 7.000 (!) Soldaten wegen Verletzung der „Manneszucht“ zu zum Teil drastischen Strafen verurteilt wurden, im Emslandlager und in Feldstrafgefangenenabteilungen Fürchterliches erlitten haben, ist für den einst Leitenden Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt nicht der Rede wert. Keine Zeile über Einzelschicksale. Und auch keine Zeile über die skandalöse Behandlung der einschlägig Verurteilten nach 1945. Diese Ignoranz ist schamlos. GÜNTER GRAU, Berlin