Berliner Szenen: Weibliche Potheads
Lieferanten
Irgendjemand müsste mal Bier holen. Unser Gastgeber möchte aber unbedingt über etwas anderes reden. Denn ein paar findige Nachwuchs-Tüftler haben sich jetzt mit einem durchaus vorhandenen Problem der Dating-App „Tinder“ befasst.
Was, wenn man den ganzen Tag von Rauschschwaden umhüllt ist, sprich, der Haschischkonsum im Alltag keine unerhebliche Rolle spielt? So etwas schreibt man ja nicht in sein Profil. Andererseits ist es für den potentiellen Partner eventuell wichtig.
„High there“ heißt die Lösung aus den USA, ein Programm, das Kiffer verkuppelt. Bis hierhin habe ich noch einigermaßen interessiert zugehört, aber jetzt platzt es aus mir heraus: „Was haben wir damit zu tun? Das letzte Mal, dass ich gekifft habe, ist mindestens zwei Jahre her.“ Mein Gegenüber lehnt sich zurück in die Sofalandschaft, auf der wir es uns gemütlich gemacht haben: „Ihr seid doch alle grad zu faul zum Bierholen, richtig? Und das, obwohl ihr nicht mal kifft.“
Dem kann man nicht widersprechen. Seine Theorie besagt also, dass all die dauerkiffenden Mädchen auf „High there“ doppelt bis dreifach so faul sind wie wir. Und trotzdem würden sie andauernd Dinge benötigen: neue Blättchen, Tabak, Schokoriegel. Was läge also näher, so denkt er sich in die Rolle der weiblichen Potheads, als bei der Flirt-App junge Männer anzuschreiben, um diese mit einem romantischen Date zu locken. In Wirklichkeit werden diese Männer jedoch nur als kurzfristige Lieferboten benutzt.
Abgesehen davon, dass ich weder von seinem Frauen-, noch von seinem Kifferbild überzeugt bin, stellt sich mir eine entscheidende Frage: „Was hast du davon, wenn du einfach nur als Lieferant benutzt wirst und sinnlos durch die Stadt fährst?“ Das Konzept sei noch ausbaufähig, das muss er jetzt zugeben. Juri Sternburg
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