Einblick (584)

Pola Sieverding, Künstlerin

Foto: Ulrich Urban

Taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? PS:Rainer Werner Fassbinder ist für mich ein unglaublich wichtiger Filmemacher und hat mich stark beeinflusst. Gesellschaft und Beziehung wird bei ihm so dramatisch, poetisch und kristallin seziert, dass es großartig ist, nicht nur die Ausstellung im Martin Gropius Bau, sondern auch viele seiner Filme derzeit im Kino Arsenal sehen zu können.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

Die Veranstaltungen des Labels VERSION aus Berlin und von Swamp 81 aus London im OHM sind toll! Musikalisch wird verhandelt, was die Bässe zwischen South London und Ostberlin hergeben. Der Klub ist klein, minimal und dunkel.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?

Es gibt einige Bücher, die ich immer wieder lese, die ich immer wieder in Sichtweite lege, wenn ich arbeite oder die ich mit auf Reisen nehme. Eines davon ist „Close to the Knives – A Memoire of Disintegration” von David Woj­narowicz, eine Sammlung von Texten über die Straße, Leidenschaft, Wut, Gesellschaft, Aids, Freundschaft, Kunst. Es provoziert einen, die eigenen Leidenschaften stark zu machen, sensibel zu sein für die sozialen Verwebungen und wachsam gegenüber gesellschaftlicher Konformität. Nie ist er bitter, immer aber sinnlich, humorvoll und scharf.

Was ist dein/Ihr nächstes Projekt?

Zur Person

Pola Sieverding,1981 geboren, studierte in Pittsburgh, Moskau und an der UdK Berlin als Meisterschülerin von Stan Douglas. Sieverding arbeitet mit den Medien Fotografie, Film und Video. In ihren Arbeit wird oft die Beziehung ihrer Subjekte zu ihren Körpern hinterfragt. Sie wird in Berlin von der Anna Jill Lüpertz Galerie vertreten. In deren aktueller Ausstellung „Gib mir das Sommerloch“ (bis 29. 8.) sind auch Werke von ihr zu sehen.

Mein erstes sogenanntes Künstlerbuch geht in den nächsten Tagen in den Druck und wird im September in limitierter Auflage in Berlin präsentiert. Es ist eine Art Fanzine, circa 70 Bildseiten mit Fotos, die ich zwischen 2000 und 2007 gemacht habe. Außerdem bereite ich gerade den Dreh einer neuen Videoarbeit vor, welche im kommenden Jahr in meiner Ausstellung im Neuen Aachener Kunstverein zu sehen sein wird.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Mein Yves Saint Laurent-Lippenstift Le Rouge.