LeserInnenbriefe
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Unbrauchbare Zukunftsforschung

betr.: „Zukunftsforschung in der Nische“, taz vom 7. 8. 15

Für die Unbeliebtheit dieses Studienganges fallen mir spontan mehrere Gründe ein: Zum einen ist bereits der Name an sich redundant, da jegliche Forschung ein Stück weit Zukunft enthält. Wäre das Erforschte bereits bekannt, müsste es eben nicht erforscht werden. Zum anderen sind ähnliche Fachrichtungen bereits vorhanden, die Trendforscher werden sogar im Artikel erwähnt. Die Wirtschaftswissenschaften zum Beispiel liefern auch Werkzeuge, um Entscheidungen zu treffen.

Um Ideen zu sammeln, wie die Welt von morgen aussehen könnte, kann ich auch im Science-Fiction-Regal im Bücherladen stöbern, auch dort haben schon so manche „Vorhersagen“ sich als durchaus richtig herausgestellt. Und so interessant ein Ausblick auf die Verhältnisse in Jerusalem im Jahre 2060 auch sein mag, mehr als die Vergangenheit und Gegenwart kann auch hier nicht analysiert werden. Was bleibt, ist ein, sicherlich methodisch entstandener, Ausblick, der aber ohnehin in den meisten wissenschaftlichen Arbeiten enthalten ist. Was aber das größte Problem sein dürfte, ist der unumstößliche Umstand, dass Extrapolationen immer mit deutlich mehr Vorsicht zu genießen sind als Interpolationen, gerade bei so komplexen Themen (und Zeiträumen), wie sie im Artikel beschrieben sind. So kann also am Ende der Grund für das Nischendasein dieser Fachrichtung ein trivialer sein, nämlich dass sie schlicht nicht brauchbar genug ist. BERNHARD HERMANNSEDER, Aldersbach

Ein katzengerechtes Leben

betr.: „Auf den Hund gekommen“, taz vom 8./9. 8. 15

Mein schöner, sprachgewandter Kater, geschätzte 13 Jahre alt, hat Obstwiesen und die gebändigte Natur nachbarschaftlicher Gärten, die er kontrollierend durchstreift. Obwohl er feinstes Dosenfutter zu schätzen weiß und ihm die Backenzähne fehlen, vertilgt er auch die Mäuse, die gelegentlich über seine Pfoten stolpern, mit Haut und Haar. Mein Kater ist kein Vogelfänger, flatternden Schmetterlingen und brummenden Hummeln schaut er aufmerksam, jedoch frei von erkennbarer Begierde hinterher.

Er liebt es, im Schatten der Hecke auf seinem bequemen Gartenstuhl zu liegen und dort halbe Sommertage vor sich hin dösend zu verbringen. Seine Freundin, eine zierliche schwarzweiße Katze, darf als Einzige aus seinem Futternapf schnabulieren. Sollte einer der forschen Nachbarschaftskater sich aber erdreisten, sein Reich zu betreten, dann verwandelt sich mein sanfter Kater in ein fauchendes, ohrenanlegendes und schwanzwedelndes kleines Raubtier. Mein Kater meint, dass nur so ein katzengerechtes Leben aussehen kann. Auf den Hund gekommen?? Niemals!! MARIELUISE HELLER, Menden

Dienstfrei für Opa und Oma

betr.: „Veritable Krise“, „Rebellion für die Kinder“, taz v. 10. 8. 15

Opa und Oma haben ihren Einsatz für die Kinder längst geleistet. Im öffentlichen Dienst ab 1967, habe ich bei allen Verhandlungen als früheres ÖTV- dann Verdi-Mitglied mit ansehen müssen, dass die Beamten und Angestellten im Ordnungs-, Sicherheits- und Verwaltungsbereich gegenüber denen im Sozial- und Erziehungsdienst sowie im Bildungsbereich – hier arbeiten meist Angestellte, teils sogar auf Honorarbasis – materiell bevorzugt bedient wurden. Mit Einführung des TVöD (Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst) wurde der Unterschied gegenüber dem bis dahin gültigen BAT (Bundesangestelltentarifvertrag) teils sogar verschärft. Durch die prozentualen Entgelterhöhungen, die üblicherweise in die Beamtenbesoldungsgesetze übernommen wurden, profitierten stets die höheren Besoldungsgruppen der Beamten gegenüber den unteren Eingruppierungen der Angestellten – „Sockelbeträge“ wurden kaum durchgesetzt. Verbesserungen, die das Land NRW für seine Beamten einführen wollte, wurden per Gericht gekippt.

Die Funktionäre der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände profitieren von diesem System. Die Zurückweisung des „Schlichterspruchs“ für den Sozial- und Erziehungsdienst ist zu begrüßen. Den öffentlichen Arbeitgebern, der Politik und den Medien wünsche ich die Erkenntnis, dass der Sozial-, Erziehungs- und Bildungsbereich wenigstens gleichwertig neben der Verwaltung, den Ordnungs- und Sicherheitsaufgaben entgolten werden muss, um den Kindern eine Perspektive zu ermöglichen, die Oma und Opa von solchen Aufgaben befreit.

ROLF SCHEYER, Köln-Mülheim

Freundliche MahnwächterInnen

betr.: „Der S-21-Widerstand lebt“, Leserbrief vom 10. 8. 15

Ich stimme Reinhard Bouché zu. Als ehemaliger Stuttgarter komme ich mehrmals im Jahr in die baden-württembergische Landeshauptstadt und freue mich immer wieder, von den freundlichen MahnwächterInnen über den neusten Stand des Widerstands informiert zu werden. Es sind Menschen, die ohne Parteibuch zu überzeugen versuchen, die mit Witz und Verstand an den Montagskundgebungen teilnehmen!

Es stimmt auch, dass diese Leute Sebastian Turner als OB verhindert haben. Aber leider entfernt sich Oberbürgermeister Fritz Kuhn immer mehr von seiner ursprünglich kritischen Haltung zu dem Bauprojekt S 21 und muss aufpassen, nicht zur grünen Kopie von Herrn Turner zu werden.

HEINZ SCHÖNBERGER, Kempten