LESERINNENBRIEFE

Tausende Ailanthus

betr.: „Mit dem Baum kamen die Motten“, taz vom 28. 7. 15

Besten Dank, Helmut Höge, für den Artikel: Sie haben Ihren Bildungsauftrag erfüllt! Als „Bürger für den Lietzensee e. V.“ hatten wir schon resigniert. Ich kann mich noch erinnern, dass wir bei einem Samstagseinsatz 2013 über 600 Ailanthus ausgerissen haben – nur an der Südseite des Damms Neue Kantstraße über den Lietzensee. Jetzt stehen wieder Tausende da! Als Verein könnten wir uns nur um die Götterbäume kümmern, doch die Parkpflege muss ganzheitlich gesehen werden. Die Bekämpfung der Ailanthusplage haben wir wieder zurück an das Grünflächenamt gegeben. Die aber stellen keine Leute mehr ein! Besonderen Dank zu der biologischen Bekämpfung. Das Glyphosat (Roundup) wurde schon vom Grünflächenamt eingesetzt. Die jetzt in den USA eingesetzte Methode mit dem Rüsselkäfer Eucryptorrhynchus brandti werde ich dem Grünflächenamt empfehlen. NORBERT VOSS, Berlin

Respekt den Pionieren

betr.: „Möckernkiez in der Krise: Geteilte Gefühle in Kreuzberg“, taz.de vom 25./26. 7. 15

Geteilte Gefühle sind nicht angebracht!

Uwe Rada hat recht mit seiner Unterscheidung zwischen eigentumsorientierten Baugruppen und Genossenschaftsprojekten. Eine Unterscheidung zwischen dem Möckernkiezgenossenschaftsprojekt und einem Mietergenossenschaftsprojekt (was ist dies überhaupt?) ist hingegen völlig unverständlich. Alle Neugründungen von nicht eigentumsorientierten Genossenschaftsprojekten haben das Problem, am Anfang teuer zu sein – müssen sie doch im Immobilienmarkt „mitspielen“. Günstig wird die Sache im Zeitverlauf. Wären um die Jahrhundertwende des vorletzten Jahrhunderts nicht Genossenschaften entstanden, die seitdem nicht den üblichen Verwertungszwängen am Immobilienmarkt unterliegen, wären die jetzigen Mieten in diesen Objekten heute nicht so günstig. Für das Möckernkiezprojekt (den nicht eigentumsorientierten Teil) ist daher uneingeschränkt auf das „Überleben“ zu hoffen. Nachfolgende Generationen können dann profitieren. Und den Pionieren des Projekts ist dafür Respekt zu zollen, dass sie mit vergleichsweise viel Geld in das Projekt eingestiegen sind, ohne an der Wertsteigerung der Immobilie privat teilhaben zu wollen. ERHARD MICHEL, Berlin

Zweifach falsch

betr.: „Möckernkiez in der Krise“, taz.de vom 25./26. 7. 15

„Bauen in dieser Größenordnung, mit diesen Ansprüchen, das geht offenbar nur mit privaten Investoren“, schreiben Sie.

Das ist gleich zweifach falsch: 1. waren die Mitglieder der Genossenschaft ja offensichtlich „private“ Investoren, 2. könnte die öffentliche Hand, ohne mit der Wimper zu zucken, so ein Bauvorhaben stemmen, wenn es die Schuldenbremse nicht gäbe und die Bundesregierung bereit wäre, mehr auszugeben, als sie an Steuern einnimmt. BIGRED, taz.de

Es gäbe Alternativen

betr.: „Möckernkiez in der Krise“, taz.de vom 25./26. 7. 15

Schade, dass die taz den x-ten Artikel über die angeblich aktuell drohende Pleite bringt – anstatt über die weit interessanteren Hintergründe zu berichten. Aber was nicht ist, kann ja noch werden ...

Nur wenige der Genossen und der kritischen Beobachter können sich offenbar vorstellen, wie viele Investoren etc. das Projekt verhindern wollen. Und mit welchen Mitteln da gekämpft wird. Schließlich könnte es sonst Nachahmer finden und anderen das einträgliche Geschäft versauen.

Außerdem zeigt sich hier, wie schwer es nachhaltige Projekte haben. Denn sie müssen sich immer mit gewinnorientierten Projekten messen, vor allem wenn es um die Finanzierung geht; und das, obwohl es Alternativen gäbe: grundsätzliche und auch ganz praktische wie zum Beispiel die JAK-Bank. JENS HAKENES, Berlin

Jeden Tag angestarrt

betr.: „Kolumne: Glotz nicht so!“, taz.de vom 25. 7. 15

Wer nicht angestarrt wird, kann es vermutlich einfach nicht nachvollziehen, wie es ist, jeden einzelnen Tag unter Beobachtung zu stehen. Menschen mit Behinderungen haben auch Tage mit schlechter Laune, und da ist man dann schnell mal genervt.

Mir fehlt ein Arm. Ich trage eine Prothese zum Fahrradfahren, ein hässliches, auffälliges Teil, dennoch bin ich sehr dankbar. Habe auch fast 30 Jahre gebraucht, bis ich in ärmellosen Shirts rumgelaufen bin.

Auf dem Hinweg zur Arbeit nehme ich das Fahrrad ein ganzes Stück in der S-Bahn mit. Im Winter, mit Jacke, fällt den meisten erst etwas auf, wenn ich das Fahrrad etwas unbeholfen an den anderen vorbei aus der Bahn herausbugsiere. Im Sommer fällt es fast jedem auf.

Ja, mit den unterschiedlichen Reaktionen muss man umgehen; man kann den wenigsten auch einen Vorwurf machen. Ich selbst bin ja auch unsicher, wenn ich Menschen mit anderen Behinderungen begegne. RISIKOFAKTOR, taz.de