Auftakt ohne Kerzenschein

SAISON-START

Endlich: Die Bundesliga geht wieder los und die vier Nord-Vereine stehen im Rampenlicht. Allen voran der HSV: Dessen Fans haben sich in der Sommerpause einigermaßen von der vergangenen Spielzeit erholt – um am Freitagabend gleich gegen den FC Bayern die neue Saison eröffnen zu müssen, und das auch noch in München. Immerhin: Einen Titel haben die Hamburger schon eingesackt, der bayerische Audi-Cup-Sieger spielt da gegen den Gewinner des Telekom-Cups – ein Spitzenspiel, quasi. Na ja, immerhin haben die Hamburger noch 33 Testspiele Zeit um sich wieder aufzubauen und fit zu werden für die kommende Relegationssaison.

Nur wenig eleganter hatte sich Hannover 96 vergangenes Jahr aus der Affäre gezogen. Den Niedersachsen wird nun die Ehre zuteil, als erste Mannschaft gegen den jetzt schon legendären Aufsteiger SV Darmstadt 98 anzutreten. Und treten ist auch das richtige Stichwort, wenn es ins wunderbar verfallene Böllenfaltor-Stadion geht. „Bevor der Pep kommt, wischen wir noch mal durch“, hatte Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch nach dem Aufstieg mit Blick auf künftige Prominenz versprochen. Für 96 ist nun vieleicht wenigstens schon mal den Rasen gemäht worden.

Mit dem Tabellenkeller will der SV Werder Bremen dagegen nichts am Hut haben. Angeführt von Trainer Viktor Skripnik, alias „Skripnicker“, empfangen die Bremer den FC Schalke 04. Die Wut ist schon vor dem Spiel groß an der Weser: Nur weil sich die Schalker weigerten, am letzten Spieltag gegen den HSV Fußball zu spielen, ist der Hamburger Erzrivale überhaupt noch in der Liga. Außerdem hat sich Horst Heldt, den man in Gelsenkirchen für einen Fußballmanager hält, auch noch Werder-Tormaschine Franco di Santo unter den Nagel gerissen. Der beteuerte in seinem Abschiedsbrief zwar noch, dass er die Bremer „für immer lieben wird“, doch mit einem romantischen Empfang bei Kerzenlicht sollte der Argentinier nun nicht rechnen.

Getrost Bier holen gehen kann dagegen, wer in der Sportschau den VfL Wolfsburg zu Hause gegen Eintracht Frankfurt spielen sieht. Klar, die Wölfe spielen phänomenal, und ja, sie sind neben den Bayern die einzigen echten Titelkandidaten. Aber wenn die Betriebssportmannschaft gegen einen gesichtslosen Gegner spielt, der seit einigen Jährchen im Mittelfeld dümpelt, wird die Partie vor­aussichtlich gerade mal so attraktiv wie die Stadt, in der sie stattfindet. BOT