Gammelfleisch im Handel

Das verdorbene Fleisch aus Lastrup hat die Verbraucher bereits erreicht. Gewerkschaft wusste seit Monaten davon

Das verdorbene Geflügelfleisch aus einem Betrieb in Lastrup bei Cloppenburg ist den Verbrauchern aller Wahrscheinlichkeit nach bereits serviert worden: Das Verbraucherschutzministerium in Hannover geht davon aus, dass unter anderem Döner-Buden die gammelige Ware bereits verarbeitet haben. Laut Staatsanwaltschaft wurde außerdem verdorbenes Fleisch von Hühnern und Puten unter anderem zu Putenleberwurst verarbeitet. Kleinere Läden könnten laut Verbraucherministerium die Ware bereits verkauft haben, Supermarktketten jedoch kaum. Heute will das Ministerium in Hannover bekannt geben, ob von dem Fleisch eine Gesundheitsgefährdung ausgeht.

Gegen den Betrieb in Lastrup wird nun wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz ermittelt. Vor etwa 14 Tagen hatte eine Mitarbeiterin die Behörden auf die Spur des Betriebes gesetzt, in dem gefrorenes Fleisch unsachgemäß aufgetaut und als Frischfleisch verkauft worden war (taz berichtete). Mittlerweile sind 33 Tonnen Fleisch aus Lastrup beschlagnahmt worden. Die Behörden durchsuchten rund 20 Fleisch verarbeitende Betriebe in mehreren Bundesländern: In Nordrhein-Westfalen wurden bis Sonntag etwa 2,2 Tonnen Fleisch sichergestellt. In Mönchengladbach war ein Teil der Ware bereits an insgesamt vier Gaststätten ausgeliefert worden, wurde aber noch rechtzeitig entdeckt. In Bremen dagegen konnte die Auslieferung laut Gesundheitsbehörde verhindert werden.

Nach Medienberichten hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) bereits Anfang des Jahres Hinweise auf die Betrugsmasche des Lastruper Betriebs bekommen – für den agrarpolitischen Sprecher der niedersächsischen Grünen, Hans-Jürgen Klein, ist das „ein Skandal im Skandal“. Dem Spiegel sagte ein Gewerkschaftssekretär, man habe den Mitarbeitern des Betriebs damals geraten, zur Polizei zu gehen – was diese aus Angst vor Kündigung aber nicht gewagt hätten.

Die Grünen im Bundestag forderten eine Reform der Lebensmittelkontrolle in Deutschland. „Eine effektive Lebensmittelkontrolle ist bislang von den Bundesländern verhindert worden“, sagte die agrarpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Höfken. Auch Thilo Bode von der Verbraucherorganisation Foodwatch warf den Ländern vor, bei Kontrollen nicht genügend durchzugreifen. Der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums sagte dagegen, die zuständigen Behörden hätten korrekt gearbeitet und die Länder könnten besser beurteilen als Berlin, was in den Regionen kontrolliert werden müsse. kli/dpa