Richtfest für Lehrlinge

WOHNEN Hamburg hat beschlossen, künftig günstigen Wohnraum für Azubis zu fördern

Hamburg, so heißt es, ist das Tor zur Welt – allerdings mit Mietpreisen, die nicht für jeden erschwinglich sind. Das gilt vor allem für Geringverdiener, zu denen neben den Studierenden auch Auszubildende gehören.

Die Hamburger SPD-Bürgerschaftsfraktion hat deshalb Anfang Juli ein neues Konzept zur Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum für Auszubildende auf die Tagesordnung der Bürgerschaft gesetzt.

Das Konzept setzt dabei auch auf bestehende und noch zu bauende Studentenwohnheime. In Wandsbek entsteht derzeit ein Wohnheim mit 150 Plätzen nur für Auszubildende, kürzlich wurde Richtfest gefeiert. Für weitere Standorte gibt es bereits Interessenten.

Und schon jetzt gilt: Wenn in einem Studentenwohnheim Plätze freiwerden, dürfen die nun auch an Auszubildende vergeben werden. Außerdem wird ein „Azubi-Fonds“ eingerichtet, den die Stadt Hamburg und die Handelskammer mit circa zwei Millionen Euro ausstatten. Hansjörg Schmidt, wirtschaftspolitischer Sprecher der Hamburger SPD-Fraktion, sagt: „Damit können wir auch weiterhin kostengünstigen Wohnraum für die Auszubildenden schaffen und flexibel auf weitere Bedürfnisse oder veränderte Nutzungsnachfragen reagieren.“

Rund 42 Prozent der Hamburger Ausbildungsplätze werden mit Auswärtigen besetzt, heißt es in einer Presseerklärung der SPD-Fraktion; Handelskammer, Unternehmensverband Nord und DGB gehen von einem Bedarf von rund 500 Plätzen aus. Die sollen mittelfristig günstigen Wohnraum beziehen können. „Einen Stichtag“, so Schmidt, „gibt es nicht.“

Jürgen Pohlmann, baupolitischer Sprecher der Bremer SPD-Fraktion, begrüßt den Vorstoß der Hamburger. In Bremen gebe es derzeit zwar noch kein vergleichbares konkretes Programm, aber die Problematik müsse Teil der Überlegungen sein, die in den nächsten Monaten anstünden.

Laut einem Gutachten des Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung (GEWOS) braucht Bremen bis 2030 rund 19.000 neue Wohnungen. Bedarf sieht Pohlmann nicht nur bei Studierenden, sondern auch bei Neubürgern oder Flüchtlingen. „Es wäre ein Fehler, sich nur auf Studierende zu fokussieren“, sagt er. Zu überlegen sei beispielsweise, ob auch in Bremen die Studentenwohnheime für Auszubildende zu öffnen seien.

Sowohl in Hamburg als auch in Bremen geht es dabei natürlich auch um handfeste wirtschaftliche Interessen: Es sei klar, „dass fehlender bezahlbarer Wohnraum kein Hindernis für junge Menschen sein darf, eine Ausbildung in Hamburg zu beginnen“, heißt es aus Hamburg. Neubürger und Neubürgerinnen seien schließlich auch „fiskalisch interessant“, wie Pohlmann sagt. Und auch beim Länderfinanzausgleich bringen neue Einwohner bares Geld. Andreas Schnell