Mehr Hilfe für Eltern in Not gefordert

Flüchtlinge Hebammen zur Unterstützung schutzsuchender Familien in Not fordert die Stiftung „Eine Chance für Kinder“. Mindestens 3.000 Familien seien allein in Niedersachsen dringend darauf angewiesen

Die Familie ist aus dem Irak geflüchtet und lebt in einer Sammelunterkunft. Neben einem Säugling hat die Mutter vier weitere Kinder zu betreuen, darunter einen mehrfachbehinderten Zweijährigen. „Es dauerte allein drei Monate, bis die Krankenkasse schließlich einen Buggy bewilligte, damit die Familie mit dem Kleinen überhaupt hinausgehen konnte“, schildert Angela Knopf. Sie ist eine von zwei Familienhebammen, die sich in Niedersachsen speziell um Flüchtlinge kümmert. Ein Angebot, dass die Stiftung „Eine Chance für Kinder“ ausweiten will.

Allein in Niedersachsen benötigten mindestens 3.000 Flüchtlingsfamilien spezielle frühe Hilfen, sagt der Vorsitzende der Stiftung, Adolf Windorfer. Um sie angesichts zum Teil traumatischer Erlebnisse und schwerer Erkrankungen ausreichend zu betreuen, seien jährlich etwa 4,32 Millionen Euro nötig. Bundesweit müssten rund 50 Millionen Euro aufgewendet werden.

In Niedersachsen unterstützten im vergangenen Jahr 115 Familienhebammen in 22 Kommunen werdende Mütter in Not. Die Geburtshelferinnen stehen den Frauen bei sozialen Problemen, Krankheit oder Überforderung zur Seite, um die Kinder vor Vernachlässigung zu schützen. In mehr als 70 Prozent hätten sie dabei eine Verbesserung für die Familien erreicht, so Windorfer.

Zwei der Hebammen arbeiten in einer Unterkunft und einem Mütter-Café für Flüchtlinge in der Region Hannover. Windorfer wirbt jetzt um öffentliche Mittel, um das Angebot flächendeckend für Flüchtlinge zu öffnen: „Sie brauchen eine Art Lotsen, die ihnen helfen, sich in unserem System zurechtzufinden.“ Dazu müsse es zusätzliche Gelder geben. Dabei sehe er auch den Bund in der Verantwortung.

Die SPD-Politikerin Ulla Groskurt vom Stiftungskuratorium bemerkt, dass es sich langfristig lohne und Folgekosten vermeide, früh zu d en Familien zu gehen. Nach den Vorstellungen der Stiftung könnten die speziell geschulten Hebammen gemeinsam mit kommunalen Beratungsstellen auch die Hilfen von Profis und Ehrenamtlichen in den Flüchtlingsunterkünften koordinieren.

Dabei gebe es Nachholbedarf, sagt Hebamme Knopf. Einen eigenen Raum habe sie für die Beratung in der Unterkunft nicht. Mittlerweile werde sie zumindest informiert, wenn Schwangere in das Heim kämen. Um für den mehrfachbehinderten irakischen Jungen die nötige Krankengymnastik zu organisieren, habe es viele Telefonate gebraucht. Allein wäre die Familie überfordert gewesen.

Familienhebammen stehen bis zu einem Jahr nach der Geburt des Kindes den Familien zur Seite. (epd)