Ein grausamer Heimsieg für Hertha BSC

Den 3:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern am Samstag sollten die Berliner nicht zu überschwänglich feiern. Gegen einen solch schwachen Gegner zu gewinnen, ist kein Kunststück. Hertha-Trainer Falko Götz: „Orientieren wir uns jetzt an Spitzengruppe“

Von ANDREAS RÜTTENAUER

Natürlich darf der Manager einer Fußballmannschaft sich freuen, wenn seine Mannschaft soeben 3:0 gewonnen hat, und auch dass die Spieler nach einem solchen Sieg strahlend in Richtung Fankurve laufen, ist durchaus als normal zu bezeichnen. Und dennoch ist Zurückhaltung angebracht nach dem Sieg von Hertha BSC gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag im Olympiastadion.

Gewiss, Hertha BSC hat sich nach dem Erfolg gegen die Pfälzer oben festgesetzt in der Tabelle. Doch die Lauterer waren derart schlecht, dass wohl jede halbwegs konzentrierte Mannschaft aus der Liga an diesem Tag gegen sie gewonnen hätte. Es war ein armseliger Auftritt, den die Gäste in Berlin abgelieferten.

Dennoch fühlten sich die Berliner Spieler, ihr Trainer und der Manager nach der Begegnung bestens: „Jetzt orientieren wir uns an der vorderen Spitzengruppe“, sagte Trainer Falko Götz, der immerhin auch festgestellt hat, dass der lahme Auftritt der Pfälzer auch sein eigenes Team vor allem in der ersten Hälfte regelrecht eingeschläfert hat. Früh führte Hertha durch ein Tor von Marcelinho (6. Minute), und früh war klar, dass von den Lauterern keine Gegenwehr zu erwarten war. Was den gut 36.000 Zuschauern bis zum Halbzeitpfiff geboten wurde, war einfach langweilig, war rekordverdächtig langsam, war Fußball ohne Herz und Verstand. Yildiray Bastürk musste verletzungsbedingt passen, und wenn der quirlige Türke fehlt, dann fehlen auch die überraschenden Ideen im Spiel der Hertha. Zwar waren die Berliner gegen die harmlose Pfälzer Verteidigung durchaus ballsicher, doch die Bälle wurden eben meist quer gespielt. Es war einfach grausam anzusehen.

Einziger Aktivposten bei den Berlinern war Marko Pantelic. Der serbische Stürmer, der trotz massiver Leistenbeschwerden aufgeboten wurde, klatschte immer wieder aufmunternd in die Hände, zeigte seinen Mitspielern ungedeckte Spieler an, hob auch nach missglückten Pässen den Daumen in die Höhe. Doch auch Pantelic konnte mit all seiner Gestikuliererei den müden Kick nicht wirklich befeuern. Nach der Pause zeigte der Stürmer dann auch noch, dass es durchaus eine gute Idee gewesen sein könnte, ihn zu verpflichten. Das 2:0 (48. Minute) besorgte er nach einem spektakulären Antritt, mit dem er drei gegnerische Verteidiger stehen ließ, selbst. Das 3:0 (52.) durch Nando Rafael bereitete er durch ein feines Zuspiel mit der Hacke vor.

Nach dem Spiel wurde viel darüber gesprochen, ob es dem Hertha-Spiel gut tue, wenn die Mannschaft mit zwei Stürmern agiert. Es wurde wieder ganz grundsätzlich diskutiert. Marcelinho fühle sich, so sagte er, freier, wenn vor ihm zwei Angreifer agieren. Nando Rafael wünscht sich ebenfalls die Doppelspitze, weil er nur dann die Möglichkeit erhält, von Anfang an zu spielen.

Hertha-Manager und Exstürmer Dieter Hoeneß liebt es ja, über seine Angreifer zu sinnieren. Nach dem Sieg vom Samstag trat er höchst zufrieden vor die Presse: „Ich habe ja schon immer gesagt, dass auch Nando profitieren wird, wenn wir Marko verpflichten. Der Druck auf ihn ist dann nicht mehr so groß.“ Es ist also alles in Butter bei Hertha.

Auch die Spieler waren begeistert von ihrem Auftritt. „Ich denke, wir haben hervorragend gespielt“, sagte Verteidiger Malik Fathi. Torwart Christian Fiedler, der wahrlich nicht viel zu tun hatte an diesem Nachmittag, ging noch weiter: „Wir haben von der ersten Minute an gekämpft und teilweise auch gut gespielt.“

Das ist dann wohl doch zu viel des Guten. Die Berliner täten gut daran, den Sieg gegen die Pfälzer nicht allzu hoch zu hängen. Der Trainer der Gäste fasste die Leistung seiner Mannschaft folgendermaßen zusammen: „Das hatte mit Fußball nichts zu tun.“ Wer gegen so ein Team mit 3:0 gewinnt, sollte tunlichst auf dem Teppich bleiben.

Am kommenden Freitag bestreiten die Berliner ein Testspiel in Brandenburg beim Teltower Fußballverein von 1913. Wahrscheinlich wird Hertha auch dieses Spiel gewinnen. Wahrscheinlich wird Trainer Falko Götz auch aus diesem Spiel gewisse Erkenntnisse ableiten. Dabei wird er sicher in Betracht ziehen, dass der Teltower FV nur in der Landesliga spielt. Viel schlechter, als der ruhmreiche 1. FC Kaiserslautern am Samstag gespielt hat, wird dort wahrscheinlich auch nicht gekickt.