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HAMBURGER SZENE VON FRANK BERNO TIMMDein Land, mein Land

Der Bus ist rappelvoll. Gerade sind wir vom Kaltenkirchener Platz aufgebrochen, als Nächstes hält der Bus an der S-Bahn Holstenstraße. Eine junge Mutter mit ihrer Tochter fürchtet wohl, den Ausgang nicht rechtzeitig zu erreichen und schiebt sich durch das Gedränge. Ein Mann wehrt ab, der Bus halte noch nicht.

Plötzlich zeigt er sein wahres Gesicht: „Geh doch zurück in dein Land!“, sagt er. Mittdreißiger, Knopf im Ohr, Sporttasche umgehängt. „Was fällt dir ein? Ich bin in Deutschland geboren!“ Mit scharfen Worten setzt sich die Frau zur Wehr, der Mann lässt nicht locker: Er würde auch das Ticket bezahlen. Der Busfahrer beschwichtigt mit einer Geste, der vollbesetzte Wagen und lebhafter Verkehr fordern seine ganze Konzentration. Die beiden beharken sich noch weiter, dann steigen viele aus.

Ob ich eingegriffen habe? Nein. Aber ich entschuldige mich bei der Frau: Vollidioten liefen leider überall herum, sage ich. Der Jungrassist überholt uns, meine Bemerkung hat er unter Garantie gehört. „Man trifft sich im Leben immer zweimal“, sagt die junge Mutter – und geht mit ihrem Kind in Richtung S-Bahn. Dann, fügt sie hinzu, werde ihre Tochter aber unter Garantie nicht dabei sein.

Wolf Biermann hat vor fast 40 Jahren eine ähnliche Szene in Hamburg beschrieben. Schade, dass sich so wenig geändert hat.

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