Mit einem Dämpfer in die neue Saison

Saisonstart Der FC St. Pauli erreichte im ersten Spiel gegen Arminia Bielefeld nur ein torloses Unentschieden – dank Torwart Robin Himmelmann. Sportchef Thomas Meggle muss nun personell dringend nachrüsten

Keiner setzt sich so recht durch: St. Paulis Lennart Thy gegen Bielefelds Julian Börner  Foto: dpa

von Frank Sorgatz

Eigentlich war alles für ein großes Fußballfest am Hamburger Millerntor vorbereitet: Die schmucke neue Nordtribüne steht, die Fans des FC St. Pauli schleppten vor der Partie gegen Arminia Bielefeld eine lange Bahn braun-weißen Stoffes ins Stadion und entrollten vor dem Anpfiff eine riesige Vereinsfahne. Sogar die Saisonvorbereitung der Kiezkicker hatte Mut gemacht. Von zehn Testspielen haben sie neun gewonnen. Umso enttäuschender war das lauwarme 0:0 gegen die Bielefelder.

Denn wer dachte, dass der Gegner aus Ostwestfalen vor fast 30.000 Zuschauern mit schlotternden Knien auflaufen würde, sah sich getäuscht. Das Team von Norbert Meier war das, was man im Fußballjargon einen „unbequemen Gegner“ nennt. Der Aufsteiger, der mit Wolfgang Hesl, Brian Behrend und dem Ex-Kiezkicker Michael Görlitz drei Neuzugänge in seiner Startelf aufbot, war von Beginn an bissig, taktisch gut geschult und im Umschaltspiel gefährlich. Die Gastgeber, im neuen Trikot mit Regenbogenfarben am Ärmel, kombinierten zwar schnell im Mittelfeldzentrum, es fehlten jedoch klare Torchancen – allerdings auf beiden Seiten.

St. Paulis Defensive um Lasse Sobiech und Sören Gonther zeigte sich zweikampfstark. Die Führungsspieler standen gewohnt sicher und hatten Arminias sonst torgefährlichen Stürmer Fabian Klos gut im Griff.

Nach der Halbzeit ließ die Qualität des Spiels jedoch deutlich nach und bis auf einen Freistoß von Sebastian Maier in der 70. Minute bot sich dem Betrachter ein taktisch geprägtes Spiel.

Torchancen kurz vor Abpfiff

In der Schlussphase drehten die Gäste allerdings nochmal auf und kamen zu drei exzellenten Chancen durch Fabian Klos, Sebastian Schuppan und Dennis Mast, die aber allesamt durch den souveränen Robin Himmelmann vereitelt wurden. Himmelmann bekam dafür von Sören Gonther ein dickes Extralob: „Robin hat heute wieder einmal bewiesen, dass er zu den besten Torleuten in Deutschland gehört.“

Trotzdem wurde bei der Partie deutlich, dass der St.-Pauli-Kader noch einige gravierende Baustellen aufweist: Wegen des Kreuzbandrisses von Hoffnungsträger Ryo Miyaichi muss dringend ein Außenstürmer verpflichtet werden. Gerade weil Waldemar Sobota am Samstag keine überzeugende Leistung ablieferte.

Zudem muss Sportdirektor Thomas Meggle Ersatz für Ante Budimir finden. Den will der Verein an Energie Cottbus verleihen. Zum dritten bedarf es in der Innenverteidigung Ersatz, falls sich Sobiech, Gonther und Ziereis verletzen sollten.

Der Fanladen St. Pauli sammelte Sachspenden für Flüchtlinge. Im Gegensatz zur Partie auf dem Rasen war die Aktionerfolgreich

Da bereits am kommenden Sonntag beim KSC das erste Auswärtsspiel ansteht, sollte sich St. Paulis Sportchef umgehend auf dem Transfermarkt umsehen und diese drei Vakanzen schließen. Trainer Lienen weiß um die zeitliche Dringlichkeit: „Ja, logisch werden wir noch was tun. Wir wollen noch einen torgefährlichen Außenstürmer verpflichten.“ Mit dem Remis konnte der 61-Jährige nur bedingt leben: „Natürlich kann man mit dem einen Punkt nicht zufrieden sein.

Fanladen St. Pauli sammelt für Flüchtlinge

Angepeilt hatte der Beinahe-Absteiger der vergangenen Saison drei Punkte im Auftaktspiel. „Am Ende mussten wir höllisch aufpassen, dass Arminia nicht noch einen Konter fährt und wir mit leeren Händen dastehen“, sagte Lienen.

Neben dem Platz hatte der Fanladen St. Pauli zu einer Spendenaktion für Flüchtlinge in der Zentralen Erstaufnahme Hamburg-Harburg aufgerufen. Die Fußballfans wollten helfen, den „ankommenden Menschen das Leben ein wenig zu erleichtern und sie willkommen heißen“, schreibt die Initiative auf ihrer Facebookseite. Bald stapelten sich unterhalb der Ränge Badelatschen, Einwegrasierer, Koffer und tütenweise Kleidung. „Das Karma kann man auch außerhalb von Weihnachten verbessern“, so die Initiatoren.