hört auf den Sound der Stadt

FATMA AYDEMIR

Nach 14 Jahren bringt das CTM-Festival immer noch den heißesten Scheiß nach Berlin. Das mächtig beeindruckende Line-up in diesem Jahr (Simian Mobile Disco! Dean Blunt! Sunn O)))!) sorgt mitunter für große Verwirrung, weil man gar nicht entscheiden kann, wo man hingehen soll, zumal Konzerte auch noch parallel stattfinden. Was kann da helfen? Schnaps vielleicht?

„Preglow“ nennt sich auf Englisch das Vorglühen, also das Besäufnis vor dem eigentlichen Rausch. Einen solchen Preglow feiert das CTM.13 am Freitag im Horst Krzbrg, also drei Tage vor dem eigentlichen Festivalbeginn. Dazu gibt es allerhand Tanzbares, ebenso wie Bewusstseinserweiterndes. Der Schwede Ulf Eriksson wird da sein mit minimalistischem Schleier-House, um das Publikum für das anstehende Wochenende schön einzugrooven, genauso wie der Berliner PAN-Labelchef Bill Kouligas. Für dekonstruktive Metamorphosen sorgt dann der aus dem Libanon stammende Künstler Rabih Beaini: bebende Bauten aus Metallflächen und ein immerzu zirkulierender Rhythmus, die mit Vorsicht zu genießen sind. (Tempelhofer Ufer 1, 23 Uhr, 5 €)

Deutlich unbeschwerter klingt der Samstag im SO36, obwohl dort mal wieder Geschichte geschrieben wird. Die Gayhane feiert – wie das CTM – ihren 14. Geburtstag. Der Name der Veranstaltung bezieht sich auf das persisch-türkische Wort meyhane, welches traditionelle Restaurants bezeichnet, in denen viel gesoffen und gefeiert wird. In einer meyhane sitzen ausschließlich bärtige Männer herum und geben sich die Kante, während die zwei bis drei anwesenden Frauen entweder herzzerreißende Balladen singen oder bezahlten Sex anbieten, oder beides. Bei der Kreuzberger Gayhane geht es zwar auch ums Flirten, aber wie der Name schon sagt, wird hier vor allem ein queer-gemischtes Publikum zum Halay geladen. Heten dürfen auch rein, aber nur, wenn sie nicht zum Petzen und Grabschen, sondern zum politisch korrekten Feiern kommen (siehe Seite 7). Es gibt Bauchtanz, ein Soli-Projekt und Live-Musik, etwa von dem extrem unorientalischen, aber zauberhaften Transenduo Strawberry Kaeyk, die von Britney Spears bis Marilyn Manson alles covern, wonach ihnen gerade ist. (Oranienstr. 190, 23 Uhr, 8 €)

Und wer danach immer noch nicht genug von Flirt und Tanz hat, der schleppt sich gegen Sonntagmorgen um die Ecke ins Chalet. Die abgerockte Villa an der Schwelle zu Treptow, die in der Hand von Ex-Bar-25-Betreibern ist, lockt subtil zur „Porn To Be Wild“-Party. (Vor dem Schlesischen Tor 3, 0 Uhr)

■ Mehr Musik:

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Ultraschall SEITE 3

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