LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen

Selbstreflexion hilft

betr.: „Der blanke Neid“, taz vom 18. 7. 15

Bei der zum Teil sehr herablassenden Kommentierung des „verpatzten“ Auftritts von „LeFloid“ bei Angela Merkel dürfte in jedem Fall auch eine gehörige Portion Neid eine erhebliche Rolle gespielt haben, da hier seitens der großen Politik einer Person, die ansonsten abseits der festen Zirkel der Berliner Republik steht, eine gesonderte Aufmerksamkeit geschenkt wird, die in keinem geringen Maße deren Wichtigkeit unterstreicht. Hier hilft nur Selbstreflexion der Alpha-Tiere in den etablierten Medien weiter, indem sie darüber nachdenken, warum sie mit ihren Produkten nur noch so wenige junge Menschen erreichen und wie es eigentlich angehen kann, dass die wirklich kritischen Fragen meistens von ausländischen Kollegen kommen.

RASMUS PH. HELT, Hamburg

Was im Topf köchelt

betr.: „Dafür hat man Prinzessinnen“, taz vom 18. 7. 15

Das „Überflüssige“ dieses Events Bürgerdialog bringt zum Vorschein, was im Topf der Haushälterin köchelt.

Hier war die Köchin der Macht tatsächlich überfordert. Von den Folgen ihrer Machtfülle, deren Ausschöpfung in der EU-Griechenlandpolitik sie just in die Erschöpfung trieb. Das führte zur entblößenden Präsentation von Zutaten ihres Politikrezeptes.

Erhellend, wenn auch unappetitlich, wie in einem Moment des Unwägbaren, als sie vergeblich versuchte nichts anbrennen zu lassen, gröbere Geschmacklosigkeiten ruchbar wurden. Irritierend, dass sie nicht präsent hatte, dass sie mit der neuen Asylgesetzgebung eine kleine Erfrischung auf der Menükarte gehabt hätte für Menschen, wie sie einem von ihnen gerade gegenüberstand. Ein Hinweis, dass ihr dies Angebot selbst nicht so recht schmeckt?

HELMUT BREUNIG, Osterode

Müde Merkel

betr.: „Dafür hat man Prinzessinnen“, taz.de vom 17. 7. 15

Nun, dieser „Bürgerdialog“ hat doch mal die ganze Verlogenheit und Pervertiertheit des politischen Betriebs offengelegt. So was darf ruhig öfter passieren und kann eigentlich nur heilsam sein für eine kranke Gesellschaft wie die unsere. Dass Merkel, die arme Merkel, die 24/7 immer nur arbeitet, arbeitet, arbeitet (bitte alle eine Träne der Rührung vergießen), müde ist oder keine Lust hat, entschuldigt weder ihren unbeherrschten Drang zur hier unfreiwillig zynischen Selbstdarstellung, noch ihre skrupellos menschenfeindliche Politik gegen Flüchtlinge und sogenannte Schuldenländer.

Davon aber darf man ausgehen: In Zukunft werden die „Bürger“ beim Bürgerdialog handverlesen, damit es keine „Überraschungen“ mehr gibt.

Übrigens werden bei Merkel-Veranstaltungen in Stuttgart schon lange die Leute ausgesiebt, nach guter alter DDR-Tradition.

KURT-HORST DLOCH, taz.de

Spannende Fragen

betr.: „Mütter von Chefs benachteiligt“, taz vom 23. 7. 15

Liebe taz,

Eure Überschriften sind ja bekannt für ihre Qualität. Die hier klang auf den ersten Blick auch soziologisch spannend: Chefs haben also Mütter, die benachteiligt sind. Da ergeben sich spannende Fragen: Warum wurden die Söhne Chefs – sind sie vielleicht Kämpfernaturen, die zum Ausgleich besonders erfolgreich werden wollen? Wie ist es mit den Chefinnen, sind deren Mütter nicht benachteiligt? Und vieles mehr.

Beim Lesen merkt man dann: Es geht um ganz was anderes: Chefs benachteiligen Mütter! Gut, das muss natürlich auch berichtet werden. Aber warum steht es nicht einfach so in der Überschrift?

WOLFGANG LUDWIG-MAYERHOFER, Siegen