betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Ein Drama wie dieses ist möglicherweise im Ausland als deutsches Kulturgut nur schwer vermittelbar: die Geschichte einer Gruppe junger Männer, die vergewaltigend, mordend und raubend durch die Gegend zieht und deren Tun trotzdem als schulbuchtaugliches Helden- und Freiheitskampfestum eingestuft, ja: sogar gefeiert wird. Nein, nicht in Indien: hier bei uns in Deutschland. Die Rede ist von Schillers Erstlingsdrama „Die Räuber“. Die Performerin Bridge Markland hat gegen die Monstrositäten unseres Bildungsguts zunächst einmal ein Grundrezept: Es wird in eine Box gesteckt und damit auf verträgliches Maß gebracht. Dann kommen Handpuppen hinzu sowie eine Popmusik-Soundcollage. Im vorliegenden Fall stehen Lieder von Rammstein bis zu den Bee Gees auf dem Programm. Marianne Rosenberg wird ebenfalls angedroht. Nichts wie hin also. (English Theatre Berlin: „The Robbers in The Box“, ab 25. 1., 20 Uhr).

Ein Schulbuchklassiker ist auch das 1947 uraufgeführte Heimkehrerdrama „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert. Es geht um einen traumatisierten jungen Wehrmachtsoldaten, der aus Russland ins unmittelbare Nachkriegsdeutschland zurückkehrt und mit seiner Schuld und seinen Erinnerungen nicht fertig wird. Doch die Gesellschaft will ihn nicht hören. Volker Lösch, der Theaterfiguren gern mit Echtmenschen konfrontiert, konfrontiert Borcherts berühmten Theatersoldaten Beckmann nun mit realen Wehrmachtsoldaten: Das Material stammt aus 150.000 Seiten Abhörprotokollen, die nach 1945 in britischen und amerikanischen Kriegsgefangenenlagern entstanden sind. Auf der Basis dieser heimlichen Aufnahmen von Gesprächen kriegsgefangener Wehrmachtsoldaten stellten Sönke Neitzel und Harald Welzer ihre Dokumentation „Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“ zusammen, die 2011 erschien. Daraus mischt Lösch nun O-Töne in Borcherts Drama. (Schaubühne: „Draußen vor der Tür“, ab 25. 1. 19.30 Uhr).

Vom Bürgerkrieg in Irland und seiner Sinnlosigkeit handelt Sean O’Caseys berühmtes Stück „Juno und der Pfau“, das Milan Peschel in den Kammerspielen des Deutschen Theaters inszeniert (DT-Kammerspiele: „Juno und der Pfau“, ab 29. 1., 20 Uhr).

„Zeig doch mal positiv, wie Du mit dem Schmerz umgehst!“, ruft schließlich der Berliner Autor Malte Schlösser unserer friedensverwöhnten Gesellschaft zu und fragt nach den Bedingungen für ein gelingendes Leben. (Theaterdiscounter: „Zeig doch mal …“, ab 24. 1., 20 Uhr). Jede Zeit hat eben ihre eigenen Sorgen.

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