sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird in Weißensee ein antifaschistisches Gedenken stattfinden, und zwar vor dem Haus mit der Adresse Meyerbeerstraße 31 (17.45 Uhr). Dort lebte bis zu seiner Verhaftung durch die Nazis der Antifaschist Berthold Manzke, der 1938 im Zuchthaus an den Folgen der Folter starb. Mithilfe dieser Veranstaltung wird nicht mehr nur durch den für Berthold Matzke inzwischen in den Gehsteig eingelassenen Stolperstein an ihn erinnert, sondern einem Opfer der Nazis wird eine Geschichte zurückgegeben. Der Versuch der Nazis, alle Widerständler_innen nicht nur physisch zu vernichten, sondern auch historisch zum Verschwinden zu bringen, wird somit aktiv durchbrochen. Anschließend lädt die Antifaschistische Initiative Nord-Ost, die dieses Gedenken gemeinsam mit der VVN-BdA Hohenschönhausen/Weißensee angeregt hat, noch ins Antifa-Café in der unweit der Meyerbeerstraße gelegenen Bunten Kuh.

Am Freitag gibt es dann gleich zwei sehr spannende Diskussionen, leider finden sie nahezu zeitgleich statt, sodass man sich entscheiden muss. Zum einen wird im FAU-Lokal (Lottumstraße 11, 19 Uhr) über die Entwicklungen in der Medienbranche aus Sicht der Lohnabhängigen gesprochen, es geht folglich um das Zeitungssterben, um E-Books und die Digitalisierung aller journalistischen Formate. Auf der Bühne sind Dagmar Melzer von der Deutschen Welle, der Journalist Jan Tölva, die Illustratorin Ka Schmitz und der im Verlagsvertrieb tätige Markus Heinze. Julia Hoffmann von der Jungle World wird das Ganze kenntnisreich moderieren.

Zeitgleich wird im K-Fetisch (Wildenbruchstraße 86, 19.30 Uhr) über die „Fabriken des Wissens“ gesprochen, und zwar über die Arbeitsbedingungen an Universitäten und Akademien. Der Philosoph Gerald Raunig, Linda Guzzetti von der FU-Mittelbauinitiative, Miriam Pieschke von der AG Kritische Lehre bei reflect!, Susanne Feldkötter von Ver.di und eine Person von der GEW werden unter anderem der Frage nachgehen, ob Universitäten unsere neuen Fabriken sind.

Am Sonntag schließlich wird, ebenfalls in Neukölln, in der Theoriekneipe Laidak (Boddinstraße 42, 19 Uhr) nämlich, von Bettina Fellmann erläutert, wie Verwertung und Entfremdung die „Fähigkeit, sich selbst und die Welt noch geistig und leiblich zu erfahren“, beeinflussen, und wie Einzelne im Kapitalismus immer entweder integriert oder isoliert und ihr Protest somit erstickt werden. Wie ein Aufbegehren da noch möglich ist, ist die Frage.

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