KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Es tropft. Ein orangefarbener Rest Fruchteismasse fließt langsam, aber stetig auf den Galerieboden. Wie die Eis­skulptur einmal aussah, ist nicht mehr zu erahnen. Dafür hätte man früher kommen müssen. Jeden Morgen wird der rot-gelbe Tukan aus gefrorenem Fruchtsaft aufs Neue auf den Sockel gestellt. Dann schmilzt er vor sich hin. Gegen 16 Uhr ist dann nur noch eine klebrige Lache übrig, die deutlich an Blut erinnert. „Tropical Emotions“ von Simon Speiser ist Teil einer Gruppenausstellung bei Croy Nielsen,kuratiert von Daniel Herleth und Bärbel Trautwein, die nach den heißen „Hundstagen“ benannt ist. Zentral hängen darin Teile aus Andreas Siekmanns Zyklus „Die Exklusiven – Zur Politik der ausgeschlossenen Vierten“, die er auf der documenta 12 um ein Kinderkarussell kreisen ließ. Die hexagonförmigen Bildtafeln führen in das südspanische Almeria, wo illegale Einwanderer in riesigen Plantagen pestizidverseuchtes Gemüse unter Plastikfolien ernten und von europäischen Discountern ausgebeutet werden. Es sind Bilder einer Vorhölle auf Erden (bis 1. 8., Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Weydingerstr. 10).

Heiß her geht es auch im Eigen & Art Lab.Dort widmet sich eine Gruppenausstellung der Pornografie: „Porn Porn Porn“.Die Idee sei im vergangenen Sommer bei einem launigen Gespräch zwischen Künstlern und Direktoren der Galerie entstanden, heißt es. Man kann sich das gut vorstellen, wenn man so zwischen den Gemälden, Zeichnungen und Fotografien von erigierten Penissen, Vaginas, lasziv geöffneten Mündern, Hintern – natürlich ist auch einer in Öl von Martin Eder dabei – und ineinander verschlungenen Körpern umherspaziert. Von Andreas Mühe,damals noch Setfotograf bei Pornoproduktionen, ist eine Fotografie zweier Pornodarstellerinnen von 2007 zu sehen. Philip Grözingers Gemälde „Pølser für alle“ zeigt eine groteske Grillparty mit Penissen auf dem Rost. Und Lou ­Hoyers zu einer Orgie kollagierte Tuschezeichnung lädt ein, den Kopf durch die Löcher im Bild zu stecken (bis 31. 7., Di.–Fr. 14–18 Uhr, Sa. 11–18 Uhr, Torstr. 220).

Vic ist charismatisch, gebildet, schön, aber auch egoistisch, unsicher und manipulativ. Dieser fiktiven Person begegnet man im Projektraum Insitu,zum Beispiel in einer Videoarbeit von Christian ­Falsnaes.In „Influences“ (2012) setzt der für den Preis der Nationalgalerie 2015 nominierte Künstler sein Publikum als Spielball ein, indem er es dazu animiert, Teil einer absurden Musikvideo-Produktion zu werden. Den Gegenpol dazu bieten Arbeiten des Künstlerduos Aurora ­Sander und der Medienkünstlerin Britta Thie (bis 2. 10., Do.–Fr. 16–19 Uhr, Sa. 14–18 Uhr, Kurfürstenstr. 21–22).