Partizipation bleibt ein Gnadenakt

Neue Kriterien zur Förderung von Integrationsprojekten

VON ALKE WIERTH

Es ist beeindruckend, zu sehen, wie das Selbstbewusstsein von Berliner Migrantenorganisationen gewachsen ist. Neben aller Meckerei an der Integrationspolitik muss man deshalb auch loben, wie diese die stärkere Teilhabe von MigrantInnen eingefordert und mit dem Partizipationsgesetz sogar in Paragrafen gefasst hat. Das ist ein wichtiger gesellschaftlicher Fortschritt.

Allerdings ist es kein Grund, sich darauf auszuruhen. Denn Partizipation ist nach wie vor ein Gnadenakt. Das klingt an, wenn Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) Lob für ihren mit Migrantenorganisationen geführten „Qualitätsdialog“ zur Förderung von Integrationsprojekten fordert – mit dem Hinweis, sie hätte schließlich auch ohne Beteiligung der Betroffenen Entscheidungen treffen können.

Es gibt einen Haken

Dass zu den Förderkriterien die herkunftübergreifende Arbeit von Migrantenorganisationen gehören soll, klingt zwar zunächst gut: Solche Kooperationen erweitern Einflussmöglichkeiten. Doch einen Haken hat die Sache auch: In manchen Communities entstehen Organisationsstrukturen gerade erst. Vielen Vereinen etwa aus den afrikanischen Communities mangelt es nicht nur an Erfahrung für herkunftübergreifende Kooperationen, sie sind zudem zunächst mit den Anliegen der eigenen Community befasst.

Wer tatsächlich Migrantenorganisationen stärken will, täte deshalb besser daran, herkunftsübergreifende Arbeit nicht überzubewerten. Und die Organisationen selbst sollten sich solche Einmischung verbitten. Gestärkt werden sonst nur die, die Partizipation als Gnadenakt akzeptieren.

Bericht SEITE 23