UNTERM STRICH

Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz hat sich im Rechtsstreit mit dem Minderheitsgesellschafter Hans Barlach zum ersten Mal selbst öffentlich geäußert. Es werde Gespräche mit Barlach geben: „An einem Kompromiss muss gemeinsam gearbeitet werden, und deshalb haben die Gesellschafter nun auch gemeinsam vermittelnde Gespräche ins Auge gefasst“, sagte die Verlegerin in einem Interview mit der Zeit.

Dazu habe ihre Seite vorgeschlagen, die anstehenden Gerichtsverfahren „vorerst auszusetzen, um diesen Gesprächen den nötigen Raum zu geben“. Dass bei der umstrittenen Nutzung von Flächen ihrer Villa durch den Verlag Fehler gemacht wurden, gesteht sie ein. Dem für den 13. Februar geplanten Prozess in Frankfurt, bei dem über Barlachs Antrag auf Auflösung der Gesellschaft entschieden werden soll, sieht Unseld-Berkéwicz optimistisch entgegen: „Ich bin der festen Überzeugung, dass es keine ausreichende Rechtsgrundlage für die Auflösung des Verlages gibt.“

Unseld-Berkéwicz wehrt sich gegen Vorwürfe Barlachs und bestreitet Behauptungen über Suhrkamps unsichere ökonomische Lage: „Wir sind wirtschaftlich gesund und praktisch schuldenfrei.“ Barlachs Forderungen richteten sich momentan nicht nur auf ihren Rücktritt: „Sie folgen dem Ziel, maximale Ausschüttungen zu erhalten.“ Er beabsichtige anscheinend, den Verlag zu übernehmen. Im Rückblick sei jedoch Barlachs Ziel mit seinem Einstieg bei Suhrkamp 2006 klar: „Die Übernahme der Anteile am Verlag war von Anfang an eine Kampfansage an die Verlagsstruktur, aber auch an meine Person, die darauf abzielte, mich zu diffamieren und meine Legitimation infrage zu stellen.“ Zur gegenwärtigen Situation sagte Unseld-Berkéwicz: „Der Verlag ist nicht führungslos und wird es auch nie sein.“ Gleichwohl seien die Besorgnis der Autoren wegen des bevorstehenden Prozesses verständlich: „Die Autoren und die Erben der Autoren haben alle das Recht, ihre Rechte zurückzuziehen, wenn sich die Mehrheitseigentümerschaft ändert oder der Verlag aufgelöst wird, was meines Wissens in der Rechtsgeschichte noch nie vorgekommen ist.“ Ein Verkauf oder ein Rücktritt kämen für sie derzeit nicht infrage. In Anbetracht der guten Entwicklung Suhrkamps „werde ich doch nicht vor einer Hürde, die den gesamten Verlag bedroht, scheuen und ausscheren, ehe sie genommen ist“. Barlach zeigte sich unterdessen ebenfalls zu einem Kompromiss bereit: „Wenn die beiden Mediatoren zu dem Ergebnis kommen, dass Gespräche Sinn machen, wäre ich auch für diesen Weg.“