Europas Krise

Die Eurozone hat harte Vorschriften gemacht, damit Griechenland ein neues Milliarden-Hilfspaket bekommt. War das ein guter Deal?

Wer bezahlt?

Stimmung In Athen sind die Menschen unsicher, was auf sie zukommt

ATHEN taz | Eine Rentnerin steht vor einem Zeitungskiosk im Zentrum Athens. Aufgeregt zeigt sie auf das Titelblatt der linken Tageszeitung I Efimerida ton Syntakton, auf dem„Ihr habt das Land gestürzt“ steht. „So ist es“, ruft sie, „unser Land ist an Europa verkauft worden.“ Sie senkt den Kopf, als ob sie sich wieder beruhigen möchte. „Jetzt haben die sich in Brüssel zwar geeinigt, aber letztendlich werden wir kleinen Bürger wieder die Rechnung bezahlen.“

Wenn Tsipras etwas für die Bürger tun wolle, dann solle er das mit der Mehrwertsteuererhöhung lassen. Die Menschen könnten ja jetzt kaum noch etwas zahlen. Von ihrer bereits gekürzten Rente hat sie ihre arbeitslose Tochter unterstützt, sagt sie. Nun befürchtet sie weitere Kürzungen und geht mit schweren Schritten davon.

Schräg gegenüber haben Christos und Maria Gergolopoulos ihren Souvlakiimbiss. Auch sie machen sich Sorgen. „Wenn die Mehrwertsteuer steigt, bedeutet das für uns, dass wir die Preise erhöhen müssen, um unsere Ausgaben zahlen zu können“, so Christos Gergolopoulos. Das würde bedeuten, dass weniger Kunden kaufen. Das „weniger kaufen können“ betont der Mann. Die GriechInnen seien jetzt schon sparsam. Eine Erhöhung würde die Kaufkraft im Lande nochmals senken. Das würde viele Geschäfte in den Ruin treiben.

Janis Ioanidis ist auf dem Weg ins Büro. Auch er bleibt kurz am Kiosk stehen. „Historisches Treffen um den Verbleib im Euro“, titelt die konservative Tageszeitung Kathemerini. „Das wollen sowieso die meisten der GriechInnen“, sagt er. Das sei schon vor dem Referendum klar gewesen. Alle die, die mit Nein abgestimmt haben, hätten sich Illusionen gemacht. Tsipras habe dadurch keine bessere Verhandlungsbasis gehabt. Ioanidis lacht bitter. „Das alles hat so viel Zeit gekostet“, seufzt er.

Ioanidis arbeitet in einer Firma, die in Griechenland importierte Computer verkauft. „Durch die Kapitalverkehrskontrolle ist das ganze Geschäft blockiert. Nichts geht mehr!“, sagt er. Zahlreiche Container stapelten sich am Zoll, weil die Ware nicht mehr bezahlt werden könne. Die wenigen Produkte, die noch da seien, werden nur noch gegen Bares verkauft. „Onlineüberweisungen bringen uns nichts, da wir momentan nicht an unser Geld kommen“, so Ioanidis. Viele seiner KollegInnen wurden in den Zwangsurlaub geschickt – von 85 Angestellten arbeiten zurzeit nur noch 15.

Theodora Mavropoulos