Das große Dunkelfeld

WIRTSCHAFTSKRIMINALITÄT In Unternehmen steigt die Zahl der Delikte. Vorbeugung wird vernachlässigt

Ein Schaden von durchschnittlich 415.000 Euro entstand den Unternehmen, die in den vergangenen 24 Monaten betroffen waren.

■ 50 Prozent der betroffenen Unternehmen erstatteten Anzeige.

■ Computer- und Internetkriminalität ist den Unternehmen zufolge das gefährlichste und am schnellsten zunehmende Delikt.

■ Korruption, Sachbeschädigung und Schwarzarbeit empfinden die Befragten als besonders bedrohlich, sogar als noch Furcht einflößender als die sonstige Wirtschaftskriminalität.

■ Präventionsstellen sind nur der Hälfte der Unternehmen bekannt.

Viele Unternehmen vernachlässigen die Vorbeugung gegen kriminelle Attacken von innen und außen. Das ist ein Ergebnis einer am Freitag veröffentlichten Umfrage von Hamburger Kammern und Verbänden, an der sich mehr als 400 Unternehmen beteiligt haben. So hätten nur wenige Unternehmen zum Beispiel eine Anlaufstelle eingerichtet, bei der Mitarbeiter anonym Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten geben könnten.

Besonders bei kleinen und mittleren Firmen erwache das Problembewusstsein für die Bedrohung durch Straftaten erst, wenn bereits ein Schaden eingetreten sei, sagten Sprecher der Handelskammer. Der tatsächliche Schaden in der Wirtschaft durch Kriminalität lasse sich kaum ermitteln, sagte Ulrich Brehmer, der Leiter des Stabsbereichs Sicherheit in der Wirtschaft der Handelskammer. Es gebe ein Dunkelfeld, über dessen Größe nur spekuliert werden könne.

Die offiziellen Zahlen der amtlichen Kriminalitätsstatistik weisen in Hamburg für das Jahr 2008 einen Anstieg der Wirtschaftsdelikte um 27 Prozent auf 1.264 Fälle aus – allerdings bei einer fast halbierten Schadenssumme von 86 Millionen Euro. „Unsere und andere Untersuchungen kommen aber zu dem Ergebnis, dass rund die Hälfte aller Unternehmen in einem Zeitraum von zwei Jahren Opfer von kriminellen Handlungen werden“, sagte Brehmer. Weit an der Spitze stehen Vermögensdelikte wie Diebstahl, Unterschlagung und Betrug, vor Sachbeschädigung und Vandalismus.

Weit an der Spitze stehen Vermögensdelikte wie Diebstahl, Unterschlagung und Betrug, so die Umfrage

Für die Zukunft befürchten die Unternehmen vor allem eine Zunahme der Computer- und Internetkriminalität sowie zunehmende Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht. Das spreche auch für eine von den Unternehmen als sehr hart empfundene Wettbewerbssituation.  (dpa)