Weinladen
: Sommerweine aus Rheinhessen

Weinprobe

Von Michael Pöppl

Von draußen wirkt der Laden in der quirligen Simon-Dach-Straße eher unscheinbar, wenn man aber den knallroten Türrahmen einmal durchschritten hat, merkt man schnell, dass hier ein guter Ort für Weinfans ist. Der „Weinladen“ gibt sich genauso schlicht wie sein Name. Hier geht es nicht um irgendwelche Trends, hier geht es schlicht um guten Geschmack. Dafür sorgen Ulrich Schaeffer und Jörg Dauscher. Die beiden kennen sich schon seit dem Studium, als sie beide für einen Weinimporteur gejobbt hatten. Als Schaeffer vor seit sechseinhalb Jahren das leer stehende Geschäft im Kneipenviertel entdeckte, musste er die Vermieterin nicht lange überreden, dass hier ein Weingeschäft besser reinpassen würde als noch eine Bar, und konnte seinen guten Freund überzeugen, hier die Idee vom eigenen Weinladen umzusetzen.

Ulrich Schaeffers Fachgebiet sind französische Weine, besonders aus dem Bordeaux. Wenn Kunden aber fragen, worauf denn der Laden spezialisiert sei, antwortet er gern: „Auf Weine, die wir mögen.“ Neben einer schönen Auswahl an französischen Weinen bietet der Laden deshalb auch spannende Gewächse von ebenso spannenden Winzern aus Italien, Spanien, Portugal und natürlich aus Deutschland an. Rund 250 Posten in allen Preislagen findet man im wohnzimmergroßen Geschäft, zu jeder Flasche gibt es eine Story, wie Jörg Dauscher stolz erzählt: „Alle Weine, die man hier findet, stehen dort aus einem guten Grund.“

Eine dieser Geschichten dreht sich um den jungen Winzer Max Pfannebecker, dessen Familie seit Hunderten von Jahren Weinbau im Wonnegau betreibt. Drei Generationen kümmern sich im Moment um den ökologischen Weinbau, man legt viel Wert auf Tradition und Handarbeit und traut sich auch Ungewöhnliches. „Bei Pfannebecker kann man erkennen, welche Variationen Riesling haben kann“, sagt Dauscher und empfiehlt den 2011er St. Georgs­berg, den man auf Anhieb nicht als typischen Riesling einordnen würde. Mit einem Duft von überreifem Pfirsich, exotischen Lychee-Noten und einem Hauch von Kalk erinnert er eher an einen südfranzösischen Sauvignon. Erst im Mund entwickelt er mit intensiver Frucht, die beinahe an Gewürztraminer erinnert, seinen Riesling-Charakter. Erst zaghaft und dann immer stärker, je länger er im Glas atmet, mit Südfruchttönen und einer intensiven mineralischen Erdigkeit, die absolut begeistern. Ein Hammerwein, den man am besten dekantiert.

Eine weitere Story liefert das ebenfalls rheinhessische Weingut Geils. Der Weiße Burgunder zum Beispiel bekommt viel Zeit und Geduld von der Winzerfamilie gewidmet, man keltert schonend und ohne zu pumpen, das bedeutet, dass der Gutswein lange auf der Hefe liegt und sich entwickeln darf. Ein Duft von frischen grünen Äpfeln und altem Heu, ein entsprechender auf der Zunge prickelnder Geschmack mit guter Säure und einem Hauch von Melone und Birne sind die Belohnung für diesen Aufwand. Zu diesem frischen „Summerwine“ muss man nur noch den passenden Song von Nancy Sinatra auflegen.

Weinladen,Simon-Dach-Straße 35, 10245 Berlin-Friedrichshain, Mo.–Fr. 14–20 Uhr, Sa. 10–20 Uhr, Tel. (030) 43 20 81 83, www.weinladen-berlin.de

Angebot für taz-Leser: Sechs Flaschen „2011er St. Georgsberg Riesling“ (0,7 Liter à 16,80 €) von Pfannebecker für 89 Euro (statt 100,80 €), sechs Flaschen Gutswein „Weißer Burgunder“(0,7 Liter à 8,20 €) von Geils für 44,00 € (statt 49,20 €)