kurzkritik: Global Kryner
: Wenn der Berg ruft

Wenn der Berg ruft, die Kuh glockt, der Ötzi ins Horn stößt und die Sennerin losschmettert, lauschen die Publikumsmassen mitklatschwütig. Volksmusik ist im deutschsprachigen Raum ein konjunkturunabhängiger, gewinngewaltiger Umsatzmarkt der Ü-40-Generationen.

Popmusik der U-40-Generationen funktioniert kaum weniger erfolgreich. Aber eine Fusion der beiden Schlager-Märkte hat bisher nicht mal der zynischste Manager der Plattenfirmen gewagt. So fanden sich jetzt österreichische Pioniere aus den Bereichen Kabarett, Jazz und Folklore zu Global Kryner zusammen, um aus chartgeprüften Hits fideles Humta-Humta-Täterä zu machen. Damit gastiert das Sextett im Musikantenstadl, beim Eurovision Song Contest, auf diversen Jazzfestivals und jetzt im Schlachthof, einer bisher volksmusikfreien Zone.

Das Ü- und U-40-Publikum schunkelt walzerselig zu „Over the Rainbow“, bejubelt ein polkastampfiges „Like a virgin“. Wobei sich Global Kryner auch noch auf eine der meistgehassten Bands beziehen: den Original Oberkrainer-Sound des Slowenen Slavko Avsenik. Das ist frech. Das ist lustig. Aber der Karnevalsgag der Popverkleidungen wird schnell schal, reduziert sich in der endlosen Wiederholung auf spielfreudig sinnfreie Musikcomedy für ironiewillige Bierzeltgänger.

Jens Fischer