"Leichte Sprache ist schwer"

Inklusion Ein Vortrag über Leichte Sprache, die Menschen mit Lernschwierigkeiten helfen soll

Foto: K Produkion/Christian Judith

taz:Frau Teufel, Sie sprechen heute gemeinsam mit Ihrer Co-Referentin Tamara Werth über Leichte Sprache. Was ist das eigentlich?

Anja Teufel: Eine zunächst mal für alle leicht verständliche Sprache. Eine besondere Zielgruppe sind Menschen mit Lernschwierigkeiten, die Texte möchten, die sie verstehen können.

Welchen Regeln folgt solche Sprache?

Zum Beispiel soll man kurze Sätze bilden, einfache Worte benutzen, Fremdworte vermeiden oder erklären. Die Schrift soll schnörkellos sein, eine bestimmte Größe und spezielle Illustrationen haben. Und das Ergebnis wird geprüft – von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Nur, wenn sie sagen: Ich verstehe den Text, ist es Leichte Sprache.

Und wer genau sind diese Menschen mit Lernschwierigkeiten?

Diesen Begriff haben Menschen mit so genannter geistiger Behinderung gewählt, die alles andere diskriminierend fanden. Sie sagen: Wir sind nicht geistig behindert, wir lernen nur langsamer – aber auch wir lernen.

Wie verbreitet ist Leichte Sprache inzwischen, zum Beispiel bei Behörden?

Sie ist im Kommen. Es gibt ja für Deutschland die Barrierefreie-Informationstechnologie-Verordnung BITV 2.0. Ihr zufolge müssen Bundesbehörden, und Ministerien Teile ihres Internet-Auftritts in Leichte Sprache umsetzen. Und man merkt, da ist Bewegung.

Wie sind Sie selbst zur Leichten Sprache gekommen?

Anja Teufel

42, ist Sozialwissenschaftlerin und stellvertretende Chefin des inklusiven Unternehmens K Produktion.

Sie kam durch die Zusammenarbeit mit Menschen mit Lernschwierigkeiten irgendwann als Geschäftsfeld unserer integrativen Firma K Produktion dazu. Seither bieten wir Moderationen, Übersetzungen, Schulungen auch zu diesem Thema an.

Verändert die Leichte Sprache auch den Verlauf und die Inhalte einer Veranstaltung?

Ja. Sobald ich als Moderatorin einfacher rede, trauen sich die anderen auch, weil es Programm ist und niemand Angst haben muss, für blöd gehalten zu werden – nur, weil er es schafft, sich einfach auszudrücken. Denn mal ehrlich: Es ist eigentlich viel schwerer, sich einfach auszudrücken. Viele meiner Seminarteilnehmer sagen am Schluss: Ich wusste gar nicht, wie schwer es ist, sich einfach auszudrücken. Interview: PS

Vortrag „Was Sie schon immer über Leichte Sprache wissen wollten“: 16.30 Uhr, Uni-Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Ostflügel, Raum 221

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