Berliner Szene
: Service!

Unglaublich

Deutschlands Journalistin mit dem längsten Namen

Das ganze Wochenende über hatte ich versucht, in einem Bürgeramt per Internet einen Termin zu machen. Aber es war keiner zu bekommen. Weil ich ziemlich schnell einen neuen Reisepass brauchte, ging ich ohne Termin zum Bürgeramt in der Frankfurter Allee. Mitte Juli fliege ich nach Kuba und brauche einen Pass.

Meiner ist zwar bis 2017 gültig, aber es steht noch der Name drin als ich Deutschlands Journalistin mit dem längsten Namen war: Barbara Bollwahn de Paez Casanova. Nach der Scheidung hatte ich den Namen im Personalausweis geändert, aber nicht im Pass. Im Internet hatte ich gelesen, dass man in solch dringenden Fällen eine Nummer bekommt und eben länger warten muss als die mit Termin. Am Serviceschalter bekam ich tatsächlich eine Nummer, die 50, mit der ich mich in den Warteraum hockte. Auf der Anzeigetafel sah ich die Nummer 42 und konnte es kaum glauben. Doch dann merkte ich, dass noch 42 Bürger vor mir waren.

Also widmete ich mich den Aushängen an der Wand. Auf einem stand „Das Leitbild der Berliner Bürgerämter: „Wir verstehen uns als moderne Dienstleistungsunternehmen, die serviceorientiert an der kontinuierlichen Verbesserung des Berliner Verwaltungshandelns arbeiten.“ Ha ha, dachte ich, und richtete mich darauf ein, den halben Tag zu verplempern. Doch schon eine halbe Stunde später wurde die Nummer 50 aufgerufen! Eine nette Mitarbeiterin erzählte mir, dass Friedrichshain der einzige Bezirk sei, der noch Wartenummern vergebe. Als ich bar bezahlen wollte, klärte sie mich auf, dass nur noch EC-Karten akzeptiert werden. Aber auch für dieses Problem fand sie eine Lösung: Sie brachte mich zu einer Kollegin, bei der ich ausnahmsweise bar zahlen konnte. Unglaublich, aber wahr: Mein Bürgeramt arbeitet tatsächlich serviceorientiert an der Verbesserung seines Verwaltungshandelns.

Barbara Bollwahn