Reporter durch und durch

Mainz kann Peter Frey nicht schrecken – im Gegenteil. Das Leben in seiner rheinland-pfälzischen Heimat, sagte Frey in einem Interview, sei „geordneter, angenehmer“ als in Berlin, wo der gebürtige Bingener zuletzt acht Jahre lang das ZDF-Hauptstadtstudio leitete.

Höchstwahrscheinlich wird der designierte Chefredakteur also nicht ins hessische Wiesbaden ziehen, wo ZDF-Hierarchen bevorzugt residieren – aus Lokalpatriotismus und höchstens unterschwellig als Signal der Distanzierung von Roland Koch.

Trotz aller Heimatverbundenheit machte der 52-Jährige als Auslandskorrespondent Karriere, berichtete nach seinem Studium der Politikwissenschaft, Pädagogik und Spanischen Philologie aus Spanien, Mexiko, Nicaragua, Polen und den USA. Nach nur einem Jahr in Washington baute er in Berlin das „Morgenmagazin“ auf und förderte als Redaktionsleiter Talente wie Maybrit Illner und Steffen Seibert. Sein Führungsstil gilt als kollegial, ausgleichend und sachlich.

Zum Journalismus kam Frey durch Anna Seghers. Auf Anregung eines Freundes begab er sich auf die Spuren ihres KZ-Romans „Das siebte Kreuz“ und machte aus den Gesprächen mit Überlebenden und Wächtern des realen Vorbilds seinen ersten Hörfunkbeitrag für den SWF.

Frey wird sich für die neue, noch managementlastigere Aufgabe gewaltig umstellen müssen, denn trotz seines steilen Aufstiegs beim ZDF ist er durch und durch Reporter geblieben. Auf einer Katholikentagung beklagte Frey 2008, dass immer mehr Kollegen Pressetermine nur noch im Fernsehen verfolgen, „der vornehmste Anspruch des Journalisten, nämlich Fragen zu stellen, nicht mehr wahrgenommen“ werde. Am Freitag allerdings verhinderte er dies selbst: Interviews werde er erst zum Amtsantritt im April geben, hieß es aus Freys Büro. DAVID DENK