Eine unbeugsame Feministin

Alles, ihr Wirken, ihr Leben, sogar ihre unter dem Titel „Hinter Mauern und Fassaden“ erschienenen Lebenserinnerungen hat sie den Frauen gewidmet: „Den Frauen, die mir Vorbild und Beispiel waren“, denen, „die mich ermutigt, beraten und unterstützt haben“, und denen, „die nach uns kommen“. Sie selbst ist jetzt gegangen: Am Montag verstarb Eva Rühmkorf nach schwerer Krankheit in Ratzeburg.

Sie ist vieles gewesen, in ihren fast 78 Jahren: Diplom-Psychologin, SDS-Mitglied, linke Sozialdemokratin, Leiterin der Jugendhaftanstalt Vierlande, Bildungsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin in Schleswig-Holstein. Sie war Vorsitzende von Pro Familia, Freundin von Ulrike Meinhof, Frau des 2008 verstorbenen Lyriker Peter Rühmkorfs und vieles mehr noch, doch vor allem eines: Feministin. Dass sie die erste Frauenbeauftragte der Republik wurde – 1979 trat sie in Hamburg das Amt an – passt zu ihr.

Das Private ist politisch – diesen Leitsatz hat Eva Rühmkorf ihrem Leben und ihren Erinnerungen vorangestellt. Früh verwaist und geprägt von ihrer Großmutter, einer engagierten Sozialdemokratin die Rühmkorf über alles bewunderte, hat sie sich eingemischt wo immer sie auftrat und stets für das gestritten, was sie für richtig und wichtig hielt. Sie war politisch mit Leib und Seele, auch wenn sie lange dagegen gewehrt hat, als Politikerin betitelt und damit in eine Schablone gepresst zu werden. „Ich hatte – wie viele Frauen – immer ein zwiespältiges Verhältnis zu politischer Macht“, hat Rühmkorf einmal gesagt.

Die feministische Schriftstellerin Simone de Beauvoir hat Rühmkorf immer verehrt. Dass sie und ihr Mann Peter, mit dem sie 44 Jahre verheiratet war, manchmal mit de Beauvoir und Jean-Paul Sartre verglichen wurden, hat ihr geschmeichelt, auch wenn ihr ein solcher Vergleich ganz sicher zu viel Schubladendenken war. Nun wird sie ihre letzte Ruhestätte an seiner Seite finden: Auf dem Hauptfriedhof in Hamburg-Altona. MAC