„Persönliche Geschichten“

THEATER Mit dokumentarischen Interviews erzählt „Asyl-Dialoge“ von Begegnungsgeschichten

Léonie Jeismann

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27, seit Anfang 2014 Regie- und Projektassistentin der Bühne für Menschenrechte e.V.

taz: Frau Jeismann, welche Interviews werden im Theaterstück „Asyl-Dialoge“ inszeniert?

Léonie Jeismann: Der Regisseur, Michael Ruf, hat geflüchtete Menschen und solche, die schon länger hier leben, zu ihren Begegnungsgeschichten interviewt. Es werden drei Interviews, die mit jeweils zwei Menschen stattgefunden haben, inszeniert.

Kannten sich die Interviewpaare zuvor?

Ja. Linda und Wazir zum Beispiel haben sich im Zuge einer Abschiebeverhinderung kennengelernt und sind beste Freunde geworden.

Wie sind die Interviews inszeniert?

Wie eine szenische Lesung. Wir haben die Interviews gekürzt und verdichtet – sie haben teilweise mehrere Stunden oder sogar Tage gedauert. Aber wir haben Sprache und Ausdruck wortgetreu übernommen.

Warum lesen dann professionelle SchauspielerInnen?

Ein wichtiger Punkt ist die Anonymität. Auf der Suche nach Interviewpartnern sind uns viele Menschen mit der Sorge begegnet, eine öffentliche Äußerung könnte ihr Asylverfahren beeinflussen. Außerdem berichten sie von einer persönlichen Lebensgeschichte, die sie nicht immer wieder erzählen mögen.

Was für SchauspielerInnen sind an dem Projekt beteiligt?

Nur ausgebildete SchauspielerInnen, die Besetzung ist jedes Mal eine andere. Sie alle sind Mitglied der Bühne für Menschenrechte, die in Berlin beheimatet ist. Wobei die SchauspielerInnen in unterschiedlichen Städten leben und sich dann speziell für dieses Projekt treffen. Zum Beispiel gibt es mehrere Schauspieler, die Wazir darstellen. Das unterstreicht, dass solch eine Fluchtgeschichte jedem und jeder passieren könnte.

An welche Zielgruppe richtet sich das Theaterstück?

An solche, die mehr darüber wissen möchten, und auch an die, die sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt haben. Die persönlichen Geschichten ermöglichen einen offeneren Zugang. In der Nähe der Speicherbühne befindet sich ein Übergangswohnheim, wir sprechen auch speziell geflüchtete Menschen an. Das Stück ist zwar auf Deutsch, es ist zudem französisch, englisch und arabisch untertitelt. Beim Publikumsgespräch können Interessierte miteinander und mit verschiedenen Engagierten in den Dialog treten. Interview: Nele Wagner

Am 4.6. um 19.30 Uhr im Kukoon, am 5.6. in der Speicherbühne (18 Uhr)