Porträt
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Bald im neuen Trikot? Claudio Pizarro hat noch Lust  Foto: reuters

Umtriebiger Fußballsenior

Es ist nur ein zartes Gerücht. Oder ein leiser Flirt. Hannover 96 soll an dem in die Jahre gekommenen Top-Stürmer Claudio Pizarro dran sein, dessen Vertrag beim FC Bayern München nicht verlängert wurde. „Ein bis zwei Jahre“ wolle er noch spielen, sagt Pizarro, der mit 176 Bundesliga-Treffern erfolgreichster ausländischer Bundesliga-Torschütze aller Zeiten ist, und fügt hinzu: „Am liebsten in Deutschland – aus familiären Gründen.“

„Das ist ein Klasse-Stürmer“, sagt 96-Manager Dirk Dufner. Das sagt er zwar auch über Ronaldo und Messi, doch die passen so gar nicht in Hannovers Budget. Bei Pizarro soll das Interesse konkreter sein. Die Idee: Der Fußballsenior soll die junge hannoversche Mannschaft führen und gleichzeitig für so viele Treffer sorgen, das Hannover nicht erneut am Rande des Abstiegs-Abgrundes taumelt.

Dass Pizarro trotz seines für einen Profifußballer recht fortgeschrittenen Alters noch immer in Topform ist, bewies er gerade bei der Copa América. Dort schoss er sein Team gegen Venezuela mit einem sehenswerten Treffer zum Sieg und führte als Kapitän die peruanische Nationalmannschaft auf den dritten Platz der Kontinentalmeisterschaft.

Pizarro kickte in den vergangenen sechzehn Jahren neun Jahre für Bayern, aber auch sechs Jahre im Norden, für Werder Bremen, wo er heute noch Kultstatus genießt, denn immerhin erzielte er für die Bremer 89 Bundesliga­treffer – und damit etwas mehr als die Hälfte seiner insgesamt 176 Tore in der Eliteliga. Der Norden der Republik, er ist dem Südamerikaner also bekannt, auch wenn er in München inzwischen heimisch geworden ist.

Bereits 1996 begann Pizarro seine Profikarriere beim peruanischen Erstligisten Deportivo Pesquero und wechselte 1999 von Alianza Lima nach Bremen. Zwei Jahre später ging er zu Bayern München, wo er den DFB-Pokal, Meisterschaften und den Weltpokal gewann. Nach einem kurzen Seitensprung zu Chelsea kehrte er 2008 für vier Jahre nach Bremen zurück, bevor er erneut bei den Münchnern anheuerte.

In Deutschland will er, trotz eines vorliegenden Angebots aus Indien, gern bleiben: Seiner Frau und seinen drei Kindern möchte er in Zukunft „größtmögliche Stabilität bieten“, sie hätten unter seiner internationalen Karriere, die ihm auch über 80 Einsätze in der peruanischen Nationalmannschaft bescherte, schon „genug gelitten“.

Pizarro, der 383 Bundesligapartien auf dem Buckel hat – mehr als jeder andere noch aktive Fußballprofi –, schätzt selbstkritisch, es werde schwer, in seinem Alter noch bei einem Bundesligisten unterzukommen. Da käme ein konkretes, sicher stark leistungsbezogenes Angebot aus Hannover gerade recht. Für die Liga wäre Pizarro noch immer eine Bereicherung und für die Fans von 96 sowieso.Marco Carini