MUSIK

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Tim CasparBoehmehört auf den Sound der Stadt

Hitze beeinträchtigt ja mitunter das Denken. Aber was ist mit dem Hören? Ändert sich das womöglich auch? Und warum müssen Sommerhits in der Regel a) unbeschwert-euphorisch-naiv – man könnte ergänzen: „pene­trant“ – oder b) unbeschwert-zurückgelehnt-säuselnd daherkommen? Letzteres ließe sich mit klimatischen Faktoren erklären, so ein angelauter Sommerhit hilft ja, subjektiv zumindest, bei der Hitzeregulierung. Während die ausgelasseneren Nummern einen ökonomischen Nebeneffekt haben könnten, indem sie während der Open-air-Saison kräftig bei der Regulierung des Alkoholkonsums mithelfen. Andere Musik hingegen zeigt sich vom Wechsel der Jahreszeiten ziemlich unbeeindruckt, ist einfach da, passt sich den Verhältnissen an, ohne dass sie sich selbst groß verändern müsste. Der Trance-Rock von ­Ziguri fällt ganz sicher unter diese Kategorie. Das Trio, bestehend aus dem Krautrock-Gitarristen Günter Schickert, dem Bassisten Udo Erdenreich und dem Schlagzeuger Dieter Kölsch, kann im Winter ordentlich einheizen, ein dynamisches Hintergrundrauschen zur Herbstmelancholie liefern, das Sprießen der Knospen im Frühling befeuern – oder im Sommer ein rituelles Schweißbad ohne Saunabesuch ermöglichen. Am Donnerstag eröffnen sie mit ihrem Konzert im Künstlerhaus Bethanien die Ausstellung „Passion. Fan-Verhalten und Kunst“, wobei sie dem Publikum Gelegenheit bieten, das Fan-Verhalten gleich am eigenen Leib zu erproben (Kottbusser Str. 10, 20 Uhr, Eintritt frei, Vernissage 19 Uhr).

Noch so eine dem Sommer gegenüber eher gleichgültige Musik ist Doom. Die tiefen Bass-Monumente, die dabei aus Schwingungen errichtet werden, setzen gern auch mal Assoziationen an Höhlen oder andere unterirdische Gewölbe wie Katakomben frei. Und diese Orte versprechen zusätzlich zum beabsichtigten Grusel noch ein hohes Maß an Kühlung. Die Krach-Gebilde der Kalifornier Wreck And Reference und des Österreichers Michael Zimmel, zu hören am Donnerstag in der Kantine am Berghain, gehen durchaus in diese Richtung. Und dann spielt obendrein das vierköpfige Coldwave-Projekt Autist – was braucht man mehr? (Am Wriezener Bahnhof 70, 21 Uhr, 11,30 €)

Vielleicht etwas völlig anderes. Beim Festival Heroines of Sound geht es weniger um wechselnde Temperaturen als darum, auf das Schaffen von Frauen in der elektronischen Musik aufmerksam zu machen. Das geht ja, quer durch die Jahreszeiten, in anderen Festival- und Konzertprogrammen gern mal ein bisschen unter. Von Freitag bis Sonntag spielen, sprechen und diskutieren Elektronikerinnen wie Electric Indigo oder die Wahlberlinerin Kyoko ebenso wie die Komponistinnen Julia Mihály, Iris ter Shiphorst oder die Composer Performer Les Femmes Savantes (10.– 12. 7., Radialsystem, Holzmarktstraße 33).