LESERINNENBRIEFE
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Die Sicht der Dinge

■ betr.: „Der Wunsch nach einer Zäsur“, taz vom 19. 1. 13

In ihrer Kritik an Jakob Augstein übergeht Tania Martini ein sehr wichtiges Faktum: Die (wenigen) Mitglieder der heutigen israelischen Linken und der Friedensbewegung, wie zum Beispiel Uri Avnery, bedienen sich durchaus der von Martini als „gefährliche Terminologie“ und „alte(s) Stereotyp“ eingeordneten Begriffe bei ihrer Kritik an der Politik der israelischen Rechten. Ebenso erheben sie den Vorwurf, die israelische Regierung versuche, andere Regierungen, so die amerikanische, zu täuschen. All das kann man im Internet und auch in der von Jakob Augstein herausgegebenen Wochenzeitung Der Freitag immer wieder lesen. Vielleicht würde also die Annahme genügen, dass Augstein diese Sicht der Dinge teilt und sich diesem politischen Lager nahe fühlt. Dann wäre der Vorwurf des Antisemitismus gegen ihn überflüssig. URSULA TIMPTE, Düsseldorf

Kritiklose Lobhudelei

■ betr.: „Erfolg mit solider Basis“, taz vom 22. 1. 13

Die taz mag aus historischen Gründen dieser Partei nahe stehen, doch hat eine solch kritiklose Lobhudelei in einer kritischen Tageszeitung nichts verloren. Zumal mir interessant erscheint, wie die Verfassenden darauf kommen, dass die Grünen einen fulminanten Sieg nach dem anderen einfahren. Die Kommunalwahl 2011 fanden unter dem Eindruck der japanischen Atomkatastrophe statt. Wenn ich bedenke, dass die Grünen zeitweise auf Umfragewerte von über 18 Prozent kamen, so erscheint mir das Wahlergebnis von 14,3 Prozent zwar immer noch sehr hoch, aber es ist weit entfernt von dem Potenzial in anderen Bundesländern. Das Landtagswahlergebnis liegt in dieser Größenordnung. Die Grünen haben sich also im Verhältnis zur Kommunalwahl nicht verbessert.

Auch wird die Frage der Aufstellung zur Bundestagswahl in diesem Beitrag nur positiv behandelt. Ich kann mich noch gut an Artikel unter ganz anderen Überschriften erinnern, abgesehen von dem mangelnden sozialen Profil, das die Partei konsequent verleugnet und manche AutorInnen der taz gern zu ignorieren scheinen. Die Grünen werden erst beweisen müssen, dass sie eine progressiv linke Kraft in der Regierung sein können. Es ist schön und gut alles unter Finanzierungsvorbehalt zu stellen, den Studierenden jedoch, die in diesem Jahr noch Studiengebühren zahlen müssen, nützt die Sparpolitik ebenso wenig wie den Menschen, die durch die rot-grüne Agenda 2010 in Armut getrieben wurden und immer noch werden. Von dem Zickzackkurs in Sachen Endlager und dem fehlenden Mut einer echten Bildungsreform und der tatsächlichen Abschaffung des Verfassungsschutzes ganz zu schweigen. FALK SICKMANN, Berlin

Leider kein Einzelfall

■ betr.: „Acht Jahre ohne Strom“, taz vom 23. 1. 13

Leider ist der geschilderte Fall kein Einzelfall, mittlerweile können fast eine Million Menschen ihre Stromrechnung nicht bezahlen beziehungsweise leiden unter einer „Stromsperre“. Manche Versorger stellen sich quer, selbst bei einer Ratenzahlung.

Es ist mir ein Rätsel, warum unser Staat eine solche „Zweiklassengesellschaft“ duldet und so etwas von der Politik noch gefördert wird. Längst hätten die Gesetze geändert werden müssen, denn neben den Hartz-IV-Empfängern sind auch andere Gruppen betroffen (Kranke, Rentner etc.). Jeder Mensch hat ein Recht auf Energie, diese darf nicht zum Luxusgut werden! CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Es muss nachgebessert werden

■ betr.: „Acht Jahre ohne Strom“, taz vom 23. 1. 13

Auch ich sehe die ungleiche Verteilung der Kosten der Energiewende zugunsten der industriellen Großverbraucher und bin der Meinung, dass auf dieser Ebene nachgebessert werden muss. Allerdings ist es für mich ein Unding, anhand scheinbar willkürlich ausgewählter Hartz-IV-Empfänger die Unmöglichkeit der Steigerung der Stromkosten darzustellen. Ein Stromabschlag von 100 Euro pro Monat und 850 Euro Nachzahlung für ein Jahr sind für mich für einen Ein-Personen-Haushalt nicht nachvollziehbar. In unserer WG mit drei Bewohnern liegt der Abschlag bei einem Ökostrom-Anbieter bei 90 Euro (inklusive Warmwassertherme). Selbst wenn noch über Strom geheizt wird, so müsste das Amt diesen Anteil theoretisch übernehmen. Schlagzeilen wie „Abends machen wir die Kerzen an, um Strom zu sparen“ tragen sicher nicht dazu bei, die Energiewende als notwendige Transformation zu begreifen, sondern verleiten zu pauschalen Aussagen wie „Schaltet die Kernkraft wieder an – da war alles so schön billig“. HANNES LIEBEROTH, Dresden

Lächeln ins Gesicht zaubern

■ betr.: „Querelen mit System“, taz vom 24. 1. 13

Liebe Piraten, unter Transparenz hatte ich mir eigentlich Hintergründe über politische Entscheidungen vorgestellt. Was nützt eigentlich wem, wer verschweigt was in seiner Argumentation, was sagt die Erfahrung und die Wissenschaft. Und nicht eine Liveübertragung aus einem unendlichen Antifa-Plenum. Aber man kann ja aus der Not eine Tugend machen: Redet doch über eure Drogenerfahrungen und fahrt eure Legalize-it-Kampagne offensiv. Sichert maximale Publicity, aktiviert massenweise Nichtwähler, bringt garantiert mehr als 5 Prozent Stimmen. Das würde unserer langweiligen Republik ein hübsches Lächeln ins Gesicht zaubern. Meine Stimme hättet ihr! RAINER ASSMANN, Filderstat