LESERINNENBRIEFE
:

Inklusive Schule

■ betr.: „Anspruch auf Teilhabe hat ihren Preis“, taz vom 23. 1. 13

Es ist zu begrüßen, dass sich auch die Linke für die inklusive Schule engagiert.

Allerdings ist die Behauptung der bildungspolitischen Sprecherin, Regina Kittler, dazu seien „mindestens 400 Millionen Euro für Umbaumaßnahmen“ nötig, absurd. Die Linke verwechselt generelle Forderungen zur Sanierung Berliner Schulen (die von niemandem bislang nachvollziehbar berechnet wurden) mit Inklusion. Das Berliner Konzept der sogenannten Schwerpunktschulen verlangt aber nun gerade nicht, dass alle Schulen behindertengerecht umgebaut würden, sondern dass es in jedem Bezirk für jede Schulstufe und Schulart einzelne entsprechende allgemeine Schulen auch für Kinder mit Sinnes-, körperlichen und geistigen Behinderungen gibt. Dafür genügt für die nächsten Jahre ein bauliches Sonderprogramm, das etwa 10 bis 20 Millionen Euro pro Jahr umfassen könnte. Inklusion sollte nicht instrumentalisiert werden für alle Forderungen, die an das Schulsystem zu stellen sind (aber in der eigenen Regierungszeit auch nicht realisiert wurden).

ULF PREUSS-LAUSITZ, Mitglied im Sprecherrat der Expertenkommission Inklusion der Deutschen Unesco-Kommission und im Berliner Beirat Inklusive Schule

Kooperation erzwungen

■ betr.: „Neue Universität in Brandenburg“, taz vom 24. 1. 13

Fein, dass die taz nüchtern berichtet hat über die von der rot-roten Demokratur in Potsdam gegen alle Sachzweifel und Widerstände durchgezogene Zwangsehe von BTU Cottbus und Hochschule Lausitz.

Ich dachte immer, die Zwangsehe gäbe es bei uns nicht mehr. Mit ihrem autoritären Vorgehen hat die Regierung Platzeck ihr mit der Fusion verbundenes Hauptziel, nämlich eine Stärkung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Lausitz, selbst untergraben. Wer nur gezwungen kooperiert, bringt weniger zustande, verbraucht mehr Energien – Zeit und Geld –, als wer mit den Partnern gemeinsam eine Basis erarbeitet. Noch keine Fusion von oben hat je das erbracht, was sachferne Schreibtischstrategen offen oder geheim („Geld sparen“) geplant haben, weder in der Unternehmenswelt noch im Hochschulbereich. BTU Cottbus und Hochschule Lausitz haben Besseres verdient als den professionellen Dilettantismus. Welche technische Uni in Deutschland hat 2011 ein Verhältnis von dürftigem Landeszuschuss von 51 Millionen Euro zu 34 Millionen Euro aus Projektmitteln Dritter aufgewiesen? Keine. Aber Argumente zählten ja nicht. KLAUS LANDFRIED, ehemals Präsident der HRK, derzeit noch Vorsitzender des Beirats der BTU Cottbus

Kein „gutes Fleisch“

■ betr.: „Rückkehr eines Rohstoffs“, taz vom 19. 1. 13

Es gibt über die Jahrhunderte viele Stimmen kluger, einfühlsamer Menschen, die den Vegetarismus als eine neue, erforderliche Zivilisationsstufe der Menschheitsentwicklung betrachten. So meint schon Leonardo da Vinci: „Es wird ein Tag kommen, an dem die Menschen über die Tötung eines Tieres genauso urteilen werden, wie sie heute die eines Menschen beurteilen. Es wird die Zeit kommen, in welcher wir das Essen von Tieren ebenso verurteilen, wie wir heute das Essen von unseresgleichen, die Menschenfresserei, verurteilen.“ Oder Wilhelm Busch: „Wahre menschliche Kultur gibt es erst, wenn nicht nur Menschenfresserei, sondern jede Art des Fleischgenusses als Kannibalismus gilt.“ Auf der anderen Seite gibt es Leute, die in der Entfaltung ihres zivilisatorischen Menschseins zurückgeblieben sind. Ihr Mitgefühl ist verkümmert oder gar nicht vorhanden. Zur Befriedigung ihrer Lust sehen sie kein Problem darin, anderen Lebewesen den Hals umzudrehen. Auch ihr Verstand ist nicht in der Lage, die Tragweite ihres egoistisch-rücksichtslosen Verhaltens zu durchschauen. Um dieses redaktionelle Fehlverhalten zu korrigieren, sind nun mehrere Beiträge von Hilal Sezgin fällig, die erklärt, warum es kein „gutes Fleisch“ gibt, genauso wenig wie einen „guten Mord“, und erzählt, wie wir angemessen mit unseren tierischen Verwandten umgehen. OTTO ULLRICH, Berlin