Ernährung Butter und Speck sind gefährlich, heißt es immer. Jetzt empfehlen US-Wissenschaftler zum ersten Mal seit den achtziger Jahren keine Höchstwerte mehr für den Fettverzehr. Beim Kampf gegen Übergewicht ist Schmalz nicht der Gegner
: Ist Fett gesund?

Fotos: Blickwinkel(groß), Regina Laschan, privat (4)

Gegen einen schönen Schweinebraten habe ich nichts, gerne auch mit Kruste. Das Fett aber, mit dem ich mich beruflich beschäftige, ist ganz sicher nicht gesund: altes Speisefett, das in der Gastronomie anfällt. Dieses Fett ist Abfall, den wir fachmännisch entsorgen. Aber man kann etwas Gutes daraus machen: Wir geben das Fett an Unternehmen weiter, die es zu Biodiesel verarbeiten – Treibstoff aus Frittierfett.

Gerold Jordan

51, betreibt ein Unternehmen für Fettentsorgung in Berlin. Zu seinen Kunden gehört auch die Kantine des Bundeskanzleramts

Je freier ein Tier leben konnte, umso besser. Gutes Fett schmeckt wie Fleisch.

Georg Schweisfurth,

55, ist Diplomvolkswirt, Metzger und Autor. Er gründete die Bio­supermarktkette basic

Fett ist nicht gleich Fett – und Fett ist nicht zwingend ungesund. Es ist Geschmacksträger, stellt Esszufriedenheit und sogar kulinarische Glückseligkeit her. Ich verschmähe weder guten Lardo, Knochenmark, noch schneide ich die Fettränder von Koteletts ab. Gutes Fett ist ein purer Genuss. Es ist aber auch selten geworden. Die Fülle von Billigfood besteht zwar größtenteils aus Fett, aber aus schlechtem.

Ursula Hudson

57, ist Kulturwissenschaftlerin und Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V.

Fett macht nicht fett. Das erledigen Zucker und Stärke: Sie treiben unseren Insulinspiegel in die Höhe, was wiederum zum Fettaufbau führt. Mit fettem Käse, Eiern, Fleisch, Gemüse und Butter bzw. Ölen bin ich weniger hungrig und viel leistungsfähiger. So habe ich Diabetes abgewendet, nach drei Jahren sind 22 Kilo weg und ich habe beste Blutwerte.

Kathrin Koehler

44, ist taz-Leserin und leitet das LCHF-Institut. LCHF steht für Low Carb High Fat – wenige Kohlenhydrate und viel Fett

wenn uns etwas heilen kann von der geschmacklosigkeit unserer leben, dann nur die fettesten fette, weil nur sie uns den geschmack übertragen, den geschmack einer zukunft vielleicht. nicht bloß den fettarmen anschein, als müsst es nach echtem fett schmecken, als müssten wir rosig und glücklich sein. und während sich auf den zungen die ersatzstoffe fade in den rachen runter schmieren, wird uns bewusst erst, dass wir nur den anschein eines lebens mehr führen.

Ferdinand Schmalz

30, ist Dramatiker, sein erstes Stück heißt "am beispiel der butter", das zweite "dosenfleisch"

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